Tubeway Army




Wer unsere Turbo-Projekte verfolgt, weiß um den Aufwand den wir betreiben, nur um reichlich Oktan-Plörre vom Blech-Silo zu den Gasfabriken zu befördern. Das Anlieferungs-Thema ist jedoch auch bei pumpenlosen Vergaser-Mopeten nicht zu unterschätzen. Denn ohne Saft keine Kraft.

Die Foren dieser Welt sind voll mit Menschen, die über unerklärliche Aussetzer bei Vollgas, ruckelnde Beschleunigung im letzten Gang oder unzureichende Performance obenrum lamentieren. In vielen Fällen liegt der Hund schlicht in der Spritzufuhr begraben. Abgeknickte Schläuche, ausgelutschte Benzinhähne, verstopfte Vorfilter, defekte Membranen oder zu karge Auslegung – kleine Ursache, große Wirkung.

Bekommt die angesaugte Luft nicht ausreichend fossile Brennstoffe an die Hand, um unterhalb von Lambda 1 werkeln zu können, geht dem Hocker erst der Saft und dann die Puste aus. Was nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich ist, denn das Gemisch wird extrem zu mager, die Bude läuft heiß und das Material wimmert um Gnade.

Spätestens, wenn fette Flachschieber-Batterien und/oder frei atmende Luftfilter montiert werden, herrscht notorische Ebbe-Gefahr in der Schwimmerkammer. Bis zu einem Liter pro Minute sollte die Anlage bei großen Motoren anliefern können, um auch bei epileptischen Gasgriff-Attacken nicht Gefahr zu laufen, an der magersüchtigen Kotz-Grenze zu arbeiten. Nun könnte man meinen, dass möglichst dicke Leitungen das Problem pauschal aus der Welt schaffen – dem ist jedoch nicht so, weswegen wir in einem aufwändigen Versuchsaufbau und unzähligen Mess-Strecken über mehrere Tage hinweg verschiedenste Konstellation gemessen haben. Mit überraschenden Ergebnissen!



Dazu haben wir eine Ausschütt-Apparatur gebaut, welche aus einem aufgeschnittenen Kanister besteht, dessen Deckel wir mit auswechselbaren Abläufen bestücken können. Diese simulieren verschiedene Benzinhähne, bzw. Abgangsgrößen am Tank. Der Kanister ist weiträumig geöffnet um zum einen das Ablaufverhalten der Flüssigkeit im Behälter beobachten zu können – aber auch, um sicherzustellen, dass Drücken oder Verformen des Behälters sowie potentielle Belüftungsvariablen keinen Einfluss auf das Abfließen haben und lediglich Mutter Physik Regie führt. Getestet haben wir Schläuche mit Innendurchmessern zwischen 5 und 10mm. Jede Mess-Strecke wurde fünfmal wiederholt um die Aussagekraft zu erhöhen und Ausreißer zu eliminieren. Die Flüssigkeit war jedes Mal dieselbe, so dass wir auch hier Abweichungen in Menge und Qualität ausschließen können. Als Medium haben wir drei Liter Leitungswasser benutzt. Alle Leitungen sind handelsübliche, ausgewiesene Kraftstoffschläuche in 30cm Länge. Die Stücke haben wir gerade verlegt, den Ausgang frei schwebend an der Luft. Gemessen haben wir jeweils die Zeit, bis der Kanister leer gelaufen ist und haben daraus dann die Durchfluss-Menge pro Stunde berechnet. Genug der Laberei. Mögen die Säfte fließen.

Angefangen haben wir mit Referenz-Messungen direkt aus dem Anschluss heraus, was beim 6mm-Stutzen eine hypothetische Lieferleistung von ca. 120 Liter/Stunde ergab. Das bedeutet, ein imaginäres Moped, das bei Tempo 300 einen Verbrauch von 40l/100km hätte, wäre versorgt



Mit einem 10mm-Schlauch am 6mm-Stutzen brauchte es die Suppe auf ca. 115Liter/Stunde, was weniger als ohne Schlauch ist – und auf den ersten Blick verwundert. Das Phänomen resultiert aus dem Umstand, dass der Schlauch zu groß ist und sich somit Verwirbelungen bilden, welche die Fließgeschwindigkeit herabsetzen, was man auch sehr gut am Austritts-Bild ablesen kann





Ein ganz ähnliches Verhalten zeigte der 8mm-Schlauch am 6mm-Stutzen: 110 Liter/Stunde wurden erreicht. Auch hier ist das Austritts-Bild alles andere als imposant





Komplett anderes Bild mit dem 7mm-Schlauch. Ebenfalls am 6mm-Stutzen. Er verdoppelte die bisherige Bestmarke auf über 200 Liter/Stunde und lässt die deutlich größeren Kollegn weit hinter sich. Das Strahlbild des 7mm-Schlauchs war denn auch ein ganz anderes. Klar, gebündelt, ruhig und kraftvoll





Ein vergleichbares Szenario zeigt auch der 6mm-Schlauch am gleichgroßen Stutzen. Jedoch senkte er im Vergleich zum 7mm-Schlauch den Durchfluss auf 150Liter/Stunde. Das ist jedoch immer noch wesentlich besser als der 8er und 10er Schlauch





Der 5mm Schlauch am 6mm-Stutzen brachte es auf ca. 105 Liter/Stunde und erreichte damit etwa das Niveau der Referenz-Messung sowie des 8er und 10er-Schlauchs





Der 4mm-Schlauch lies die Lieferquote auf unter 60 Liter/Stunde absinken



Wir haben den Abfluss dann gegen einen 8mm-Flansch getauscht und den 8mm und 10mm Schlauch noch einmal gemessen. Wie beim 6er-Abgang haben wir mit einer Referenzmessung ohne Schlauch begonnen. Mit 170 Litern/Stunde überragt der 8er seinen 2mm kleineren Kollegen um fast 50%



Schau an: der 10mm-Schlauch am 8mm-Stutzen stellte mit einem Mittelwert von amtlichen 300 Litern/Stunde alle vorigen Messungen in den Schatten. Das Strahlbild ist mit dem dickeren Abfluss perfekt und frei von Verwirbelungen



Auf immer noch stattliche 285 Liter/Stunde brachte es der 8mm Schlauch am gleich großen Abfluss. Auch hier ist das Austritts-Bild ein vollkommen anderes als noch mit dem 6mm-Stutzen



Die Ergebnisse im Überblick:
8mm Abgang mit 10mm Schlauch: 300 L/h
8mm Abgang mit 8mm Schlauch: 285 L/h
6mm Abgang mit 7mm Schlauch: 200 L/h
6mm Abgang mit 6mm Schlauch: 150 L/h
6mm Abgang mit 10mm Schlauch: 115 L/h
6mm Abgang mit 8mm Schlauch: 110 L/h
6mm Abgang mit 5mm Schlauch: 105 L/h
6mm Abgang mit 4mm Schlauch: 60 L/h


Konklusion: Viel hilft nicht immer viel, wesentlich wichtiger sind aufeinander abgestimmte Dimensionen. In unseren Versuchen hat sich ein minimal größerer Innendurchmesser des Schlauchs im Vergleich zum Tank-Abfluss als ideale Konstellation heraus kristallisiert. So entsteht eine hohe Abflussgeschwindigkeit mit sogartigem Verhalten, frei von Verwirbelungen. Satt zu bremsen, beschleunigt der Schlauch dann sogar den Abtransport des Saftes. Die Strömung saugt das Tankvolumen quasi hinter sich her. Sind die Abfluss-/Schlauch Kombinationen gut gewählt, gewinnt natürlich die mit dem größeren Durchmesser das Rennen. Im nächsten Kapitel untersuchen wir den Einfluss von Benzinfiltern und –Hähnen sowie Verbindern auf die Förderleistung. Und im dritten Teil werten wir aus und fassen zusammen.