Kopfschmerzen


Aus unserer beliebten Reihe „Don`t try this at home!“, heute: munteres Löcher-Bohren in Zylinderköpfe. Das machen wir natürlich nicht nur aus Jux und Dollerei, sondern aus gegebenem Anlass. Der ZRX 1100 Kopf leidet nämlich unter einem notorischen Problem: das hinein gepumpte Öl hat es sehr schwer, wieder in den Sumpf zurück zu fließen.


Die Suppe strömt von rechts über die externe Steigleitung ein, verteilt sich über diverse Düsen und Kanäle und plätschert dann zu Boden, wo es unmotiviert verweilt. Den einzigen Abfluss bildet der Steuerkettenschacht, welcher jedoch unvorteilhaft ganz links außen liegt. Die Nockenwellen-Böcke fungieren zudem wie Schottwände und bilden Kammern, in denen sich das schwarze Nass ungewollt sammelt. Einzig die Durchbrüche im vorderen Bereich der Phalanx erlauben der schmierigen Jauche (die lediglich per Schwerkraft angetriebene) Flucht in den Keller



Und das auch nur, wenn die fahrdynamische Situation des Krads es zulässt. Das führt in Summe zu zwei Problemen: Zum einen fehlt die gefangene Ölmenge dem Kreislauf, was Mangelschmierungen zuträglich ist und das „3. Pleuel-Problem“ zu forcieren vermag. Zum anderen kann sich dort dermaßen viel von der Plörre zusammenrotten, dass unter ungünstigen Umständen Überdrücke und Inkontinenzen entstehen. Uns hat es denn auch tatsächlich die Ventildeckeldichtung zerschossen – was zum Auslöser der anstehenden Modifikation wurde. Kawasaki hat das Problem damals übrigens rasch erkannt und der 1200er Nachfolgerin einen Abfluss im Mittelfeld des Kopfes spendiert (weißer Pfeil im oberen Bild)

Diese lindernde Bohrung bei der 11er nachzurüsten, ist eine ganz schlechte Idee. Denn die darunter liegenden Zylinder-Bänke sind komplett anders gestaltet. Wo bei der 12er ein Ölkanal hockt, befindet sich beim Vorgänger der Wassermantel. Bohrt man also den 11er-Kopf nach, ist der Kopf nicht nur mehr voll mit Öl, sondern auch mit Kühlwasser - was irgendwie doof wäre. Verlegen wir die Sache also lieber Aufputz. Und zwar hier:



Mittig, an der tiefstmöglichen Stelle, bohren wir ein Loch in den Kopf und schneiden anschließend NPT-Gewinde hinein



Passender Winkel-Fitting



SW-14 Sechskant-Goldbarren



Mittiger Kanal, einseitiges Gewinde



Schlauch-Anschluss mitsamt Verschuppung. Klar könnte man das Konstrukt auch einteilig bauen, dann ließe es sich jedoch mangels Freiraum nicht einschrauben



Deshalb wird erst mal das Winkelstück eingesetzt…



… und seitlich abfallend ausgerichtet. Jetzt könnte man den Schlauchanschluss montieren. Das machen wir jedoch nicht, denn in unserem Wankelmut haben wir den gerade erst ausgeheckten Plan bereits wieder verworfen



Plan 2.0 fußt auf diesem angefertigten Verbindungsstück



Das eine Ende kommt in ein passend vorbereitetes Alu-Röhrchen...



… die andere Seite wird mit einem Winkel-Adapter bestückt



Das Gebilde wird anstelle des ursprünglich angedachten Schlauchs montiert und mit einer gedengelten VA-Schelle abgestützt. Jetzt wird auch klar, warum wir vom Schlauch abgewichen sind. Denn die direkte Nähe zu Krümmer und Zylinderkopf würde das Gummi malträtieren und in Rekordzeit himmeln. Metall zeigt sich diesbezüglich deutlich weniger mimosig



Zurück an den Schraubstock. Nächster Eigenbau-Adapter aus Alu. Bewusst ohne Schuppung, damit der Schlauch leichter rauf und runter geht



Setzen wir die Perforation intakter Motor-Teile fort. Nächstes Opfer: der Kupplungs-Deckel



Hier kommt der Alu-Klöppel hinein. Über eben diesen kann das Rücklauf-Öl hinunter plätschern und ungehindert in den Sumpf rinnen. Netter Neben-Effekt: da der Kupplungs-Deckel einen fetten Breather auf dem Buckel hat, verbessert sich nebenbei die Belüftung des Kopfes



Das Ding sitzt sowohl seitlich…



… als auch vertikal ziemlich schief im Gehäuse. Datt musso!



Der Deckel hat`s nicht leicht bei uns. Breather, Rücklauf fürs Turbo-Öl und jetzt auch noch der Kopf-Öl-Anschluss. Und langfristig denken wir bereits über eine Eigenbau-Lock-Up-Kupplung nach, was weitere massive Eingriffe nach sich ziehen wird



Der Flansch ist auf die schiefe Bahn geraten, damit die Schussrichtung stimmt. Er zielt im montierten Zustand exakt auf den Ausgang des oberen Fittings



Fertig ist die Laube. Aus dem Röhrchen kann das Öl auf kürzestem Weg steil abgehen. Unangebrachte Versammlungen im Kopf werden umgehend aufgelöst



Der weiße Pfeil markiert die Stelle, wo das Rücklauf-Öl in den Deckel sickert. Schmiert gleichzeitig die Kette. A Prospos Kette: bei der Gelegenheit inspizieren wir gleich mal unseren Spanner. Der funktioniert nach wie vor wie doof. Und wenn der Deckel schon ab ist, gibt`s auch gleich noch vier verstärkte Federn. Die erkorenen Spiralen sind eigentlich für ein komplett anderes Krad gedacht und passen vom Durchmesser her nicht direkt. Das haben wir mit gedrehten Tellern kompensiert, die mittels geänderter Anatomie den Anpressdruck noch weiter erhöhen. Die Bedienkräfte bleiben mehr als moderat und würden noch stärkere Federn erlauben