Achtung, Aufnahme!

Ja, die Freude am Recycling nimmt, einem Angelhakeneinlauf nicht unähnlich, einfach kein Ende. Der Rahmen braucht um einiges mehr Zuwendung als erwartet. Und zwar so viel, dass es sich eigentlich überhaupt nicht rechnet ihn wieder aufzubauen. Einen intakten kaufen wäre deutlich günstiger und weniger arbeitsintensiv. Doch zum Einen kommt diese Einsicht zu spät – wir sind nämlich viel zu weit und haben bereits zu viel Zeit investiert, als dass ein Umschwenken jetzt noch in Frage käme. Und zum anderen besteht genau im Punkt der nicht vorhandenen Rentabilität der Reiz des Ganzen. Ich baue, also bin ich!

Wie sich mittlerweile herausstellte, sind die Federbeinaufnahmen komplett vergurkt. Das Gewinde ist vermackelt, die Bolzen zerschunden und krumm



Natürlich lassen sie sich nicht einfach austauschen. Die Bolzen stecken in Buchsen, diese wiederum sind mit dem Rahmen verschweißt. Alles eine große glückliche Einheit. Ausbauen oder trennen unmöglich



Dann also auf die radikale Art und Weise. Erst mal schnippeln wir die Bolzenreste bündig ab



… richten den kompletten Rahmen am Stück unter der Ständerbohrmaschine aus



… visieren den Mittelpunkt der Aufnahme an



…und dann beginnt das Bohrmassaker mit 5mm



… über 8, 9, 10, 11, 12



… bis 13mm



Damit wäre der Bolzen selber nur noch ein Häufchen Späne und könnte ersetzt werden



Wenn wir schon so einen Aufriss machen, dann wollen wir aber nicht nur den alten Zustand herstellen, sondern es soll auch konstruktiv nach vorne gehen. Am liebsten hätten wir einen verstellbaren Exzenter eingesetzt, dafür reicht der Platz jedoch leider nicht. Wir bohren alternativ weiter, bis 25mm erreicht sind. Damit ist dann auch die Buchse liquidiert und wir können die Aufnahme von Grund auf neu aufbauen



Passendes, hochfestes Vollmaterial wird die Basis bilden



Hier zeigt sich, dass wir korrekt gebohrt haben, denn die Welle passt nicht nur exakt in die Löcher, sondern fluchtet auch über beide Seiten. Püüüüüüh!



Wir haben der Welle auf der Drehbank zwei Buchsen abgerungen



Diese kommen in die Öffnungen im Rahmen und werden dort eingeschweißt



Eine durchgeschobene Gewindestange richtet die Buchsen präzise aus und hält sie beim Verbraten in Flucht und Position



Eher beiläufig stellte sich in dem Zuge heraus, dass auch die beiden Aufnahmen für den Tank nicht mehr vor Ort sind. Ich kotz gleich!



Nützt ja nüscht, machen wir die eben auch noch neu. Dazu schleifen die Stummel zurück und bohren sie nach derselben Methode aus, wie die Federbeinaufnahmen



Damit uns im Folgenden der Mittelteil der Halterung nicht in die falsche Richtung wegfällt, muss der Rahmen in die Stoppie-Position



Und das ist der Grund: Wir haben die Halterung nämlich gerade soweit aufgebohrt, wie der Außendurchmesser der ehemaligen Aufnahme dick ist um so wenig Material wie nur möglich abzutragen



Der frei gebohrte Mittelteil lässt sich nun fluffig mit einer Spitzzange heraus prökeln. Auch hier werden wir nicht einfach wieder restaurieren, sondern eine flexible Halterung bauen



Diese beiden Drecks-Schniepel und ihre Folgen haben uns einen ganzen Tag auf Trapp gehalten. Rotz-Scheiß, elendiger



Bevor es mechanisch-konstruktiv weiter geht, greifen wir uns einen Pott Beize und eine Rolle Frischhaltefolie



Mit der Beize jauchen wir den Rahmen ein und umwickeln in anschließend mit der Folie. So kann die Beize besser einwirken.



Zwei Tage bleibt der einbalsamierte Leichnam so stehen, danach packen wir die Mumie wieder aus und machen den Rahmen für eine (hoffentlich finale) Inspektion bereit. Wenn diese positiv verläuft, geht`s mit dem Rolling-Chassis weiter. Hoffentlich ist das in Sachen Überraschungen etwas zurückhaltender. Bringe man mir Holz, auf dass ich drauf klopfen kann.


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