Das feuerrote Spielmobil





Zeit, den nächsten Umbau-Ringelpiez anzuzetteln. Wir erlegen erneut ein wehrloses Tierchen aus dem anglophilen Dreizylinder-Gehege, nehmen uns dieses Mal jedoch ein ausgemachtes Bückstück zur Brust. Die große Daytona war Triumphs einziger und gleichermaßen kommerziell wenig erfolgreicher Versuch, in der seinerzeit aufkeimenden Nippon-Liga der hypersportiven Tausender mitzuspielen. Ein ganzer Haufen großflächiger Plaste, dazu eine Sitzposition, die Ü30ern im selben Maße die Kniescheiben mit Flüssigkeit füllt, wie der Triebsatz den Tank leert. Eine an anal-orientierte Deckstarre erinnernde Sitzhaltung mit reichlich Potential für rasch ermüdende Handgelenke und langwierige Nacken-ReHas. Pein auf Rädern.



Aber es steht auch sehr viel Positives auf dem Einlieferungs-Schein: da wäre z.B. der gleiche formschöne Rahmen, welcher auch die Speed-Triple-Schwestern ziert sowie der interfamiliäre Dreikolber, hier jedoch in steroider Kondition mit nominell knapp 150 Pferdchen auf der Koppel. Das Teil kann also vorwärts. Geschraubter Heckrahmen, niedriges Gewicht, Einarmschwinge sowie eine zuverlässige Einspritzanlage zahlen ebenfalls aufs Habenkonto ein. Auf dem Neumarkt eher gefloppt, sind vernünftige Gebraucht-Exemplare immer noch sehr preisstabil. Man bekommt eine Menge, muss aber auch relativ viel ausgeben. Ein Umstand, der eine Adoption bisher ausschloss.



Jetzt wollen wir es aber wissen, haben den Igel aus der Tasche genommen und sind einem Exemplar der finalen Serie aus dem Auslaufjahr 2006 habhaft geworden. Der Hobel profitiert somit von sämtlichen Evolutionsstufen und ist Absolvent der ausgereiften Abschlussklasse. Auf die konkreten Errungenschaften dieses Umstands gehen wir im Verlauf ein.



Unser Exemplar verfügt zudem über eine veritable Vita: Erstbesitzer war ein Triumph-Vertragshändler, der sich das Krad als Privat-Maschine hielt. Nach etwa zehn Jahren wurde der Werkstatt-Geselle Zweiteigner – und von diesem haben wir das Tierchen nun erworben. Entsprechend veritabel stellt sich der Zustand des Krads dar, es kommt halt aus gutem Hause. Was den einspurigen Schlingel aber nicht davor bewahrt, dass wir ihm gehörig die Hammelbeine lang ziehen werden.



Der grobe Plan steht bereits fest. Derbe soll es werden, karg, konzentriert und ein bisschen agro. Auf jeden Fall eigenständig und mit jeder Menge Eigenbau-Teilen. Eine MT-03 Funzel wird’s also wohl wieder nicht geben. Dafür spielt in unseren fiebrigen Vorstellungen ein Z-Lenker eine zentrale Rolle. Wir haben vor nichts Angst! Die Plaste wandert geschlossen in die Tonne, die Elektrik tauschen wir aus. Fette Pelle achtern, darüber ein filigranes Höckerchen auf Eigenbau-Gerüst. Mit der Gabel haben wir etwas Besonderes vor und der gesamte Rochen bekommt eine Frischzellenkur. In ein paar Tagen geht`s los.