Rohrleitungsbau
Es gehört oberflächlich betrachtet eher zu den banalen Geschichten der Umbauerei. Jeder hat es schon mal gemacht, jeder weiß auch irgendwie wie es geht und doch quält sich so ziemlich jeder aufs Neue damit herum und bricht sich die Finger: das Ausmessen von Bremsleitungen.
Fertigware kann der ambitionierte Krad-Dompteur naturgemäß nur selten verwenden, er ist also auf Sonderanfertigungen angewiesen. Um die bestellen zu können, muss man vor allem zwei Sachen genau wissen: Wie lang sollen die Dinger jeweils sein und welche Anschlüsse braucht man. Und mit der Suche nach diesen Werten beginnt dann auch meist das Drama. Da wird mit dem störrischen Bandmaß wild herum spekuliert oder mit Opas zusammengeknoteten Schnürsenkeln versucht der Sache Herr zu werden. Mit eher übersichtlichem Erfolg. Denn weder Schuhkordel noch Bandmaß entsprechen in ihrem Verlegeverhalten auch nur ansatzweise dem von Bremsleitungen. Und so liegt man schnell mal um ein paar Zentimeter daneben und muss sich dann frustriert mit der selbst fabrizierten Fehlorder herumschlagen. Mit geringem Aufwand kann man sich aber ein Tool selber bauen, das so gut wie nichts kostet und sowohl bei der Längenbestimmung als auch der Einbausimulation hervorragende Dienste leistet.
Dazu benötigen wir nicht viel: Erst mal eine passende Feingewindeschraube für die Handbremspumpe – meist entweder M10*1 oder M10*1,25. Erleuchtung bringt das Manual, ein geneigtes Internetforum oder die Gewindelehre - so man nicht um die präzise Größe und Steigung weiß. Dazu gesellt sich ein Ringschlauchanschluss mit passender Anschlussweite – also i.d.R. mit 10mm innen. Die Dinger gibt´s für kleines Bares im Baumarkt, Eisenwarenhandel, Modellbauzubehör oder WW-Netz:
Jetzt fehlt nur noch ein einfacher Schlauch, mindestens einen Meter lang. Gibt´s bei Schlauch-Schulze, Leitungs-Ludwig… oder bei… ach, ihr wisst schon wo...
Den konfektionierten Ringanschluss verfrachten wir mit der passenden Schraube an die Pumpe. Sollen beide Zangen von der Armatur aus bedient werden, kommt gleich noch ein zweiter Ringdödel mit an Ort und Stelle
Da wir den Schlauch nicht zerschnippeln wollen um nicht jedes Mal einen neuen benutzen müssen, kommt ein farbiger Kabelbinder als verstellbare Justiermarke auf das Teil. Nicht zu stramm, das Ding muss unbedingt beweglich bleiben
Jetzt verlegen wir den Schlauchdummy so am Krad wie sich später die Bremsleitung dort herumlümmeln soll. Der bunte Kabelbinder kommt dann an die Stelle wo der Schlauch mittig auf die Schraube am Bremssattel trifft
Das Ganze wird jetzt mit weiteren Kabelbindern oder Klebeband provisorisch am Krad fixiert. Bevor wir endgültig die Länge bestimmen, checken wir nämlich erst einmal die Freigängigkeit beim Lenken, Ein- und Ausfedern und gehen sicher, dass nichts scheuert oder gequetscht wird
Ist alles safe und tacko, kann die Schlauchlehre am Stück abgenommen werden und die Längenbestimmung erfolgen. Ganz wichtig dabei: Schaut euch vorher an und notiert euch, welche Anatomie die Fittinge haben sollen
Die selbst gebaute Lehre funktioniert natürlich auch bei Leitungen zwischen den Zangen. Der Messvorgang ist identisch wie der von der Pumpe ausgehend
Ist alles ausgemessen, geht´s in die warme Bude. Während der PC hochfährt, greift ihr euch eine Hopfen-App aus dem Kühlschrank und ladet deren Inhalt in euren Brägen runter. Das hilft auch beim korrekten Formulationieren
Jetzt geht´s ans Bestellen. Am besten gleich noch einen hydraulischen Bremslichtschalter dazu packen und ab dafür.
Wer schon einmal eine Bremsleitung auch nur ein bis zwei Zentimeter zu kurz oder zu lang bestellt hat, weiß es zu schätzen wenn die Pipelines richtig passen. Und das geht eben nur über eine möglichst genaue Vermessung im Vorfeld. Mit dem Selbstbaubrocken ist das kein Thema mehr.