Auffang-Stationen

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Bei den meisten halbwegs zeitgenössischen Krädern mündet die Motorentlüftung ab Werk in den Luftfilterkasten. Bei ganz neumodischen Gezuppel mit vorgeschaltetem Aktiv-Kohle-Filter. Ausgeatmete Öl-Dämpfe werden dem Motor zugeführt, verbrannt und gelangen nicht (direkt) in den Odem von Mutter Natur. Dafür beeinflussen sie jedoch die Gemisch-Zusammensetzung in unangenehmer Art und Weise. Und das ist weder für die Leistung noch die Umwelt gut. Wer auf offene Trichter oder Filter umgestiegen ist, hat den Weg über den Luftfilterkasten sowieso mit wegrationalisiert. Aber auch mit installierter Luftkiste macht die Thematik Sinn.

Zwei ganz doofe Ansätze die Problematik anzugehen sind a) die Motorentlüftung dicht machen - oder b) sie einfach ins Freie zu leiten. Bei ersterem platzt dir der Motor beim ersten Durchladen und beim zweiten Ansatz sieht er aus, als wäre genau das bereits passiert. Einfach einen dieser kleinen Entlüftungsfilter auf den Entlüftungsschlauch stecken nützt übrigens auch nichts (es sei denn, der Motor hat einen internen Abscheider, was durchaus nicht selten ist). Der kleine Filter kann nur sehr wenig Öl aufnehmen. Ist sein Sättigungsgrad erreicht, tropft die schmierige Suppe aus ihm heraus wie Sabber aus einem Fünfundneunzig-Jährigen beim Softporno-Abend im St. Blasis-Stift. Und spätestens, wenn sich der Öl-Nebel auf oder vor den Reifenlaufflächen breit macht, tut es ihm der Pilot auf dem Asphalt gleich. Die Emulsions-Dämpfe gehören also aufgefangen. Und zwar in einer Art Abscheider.



Dessen geläufiger Titel lautet „Catchtank“. Das ist grundsätzlich nichts anderes als ein kleiner Behälter, in welchen die Motorentlüftung mündet, damit sich dort die Ölanteile absetzen und sammeln können. Die einfachste Methode ist eine Bier- oder hipper: Energy-Drink-Dose. Vorzugsweise leer. Funktioniert aber beides nicht richtig.

Kaum besser geeignet sind ausgewiesene Fertigwaren ostasiatischer Herkunft. Sie sind nichts weiter als direkte Verwandte der Cola-Dosen-Methode – nur etwas stabiler. Denn auch ihnen gebricht es meist an den notwendigen Innereien, damit die gelösten Flüssigkeiten sich niederschlagen können. Die Dämpfe wandern genauso wieder aus ihnen heraus, wie sie hinein gekommen sind. Taugt nichts in die Wurst!



Blöderweise kann man Catch-Tanks äußerlich nicht ansehen, ob sie etwas taugen oder nicht. Gute Markenware kommt schnell mal auf 200 Kracher – während wirkungslose Clone nur ein Zehntel verschlingen. Den Unterschied machen die Eingeweide.

Damit sich die Dämpfe ihrer gelösten Anteile entledigen können, müssen sie herunter gekühlt werden. Und das geht am einfachsten über jede Menge metallische Oberflächen. Da diese deutlich kühler sind als der Nebel, kondensiert dieser an ihnen. Hervorragend geeignet sind Labyrinthe. Sie bieten ein Maximum an Fläche pro Volumen und nutzen zudem beide Seiten der Bleche, was deren Wirkungsgrad annähernd verdoppelt. Von oben werden sie direkt angeströmt – und die Unterseiten fangen nach oben steigende warme Gase auf. Durch die mittlere Scheidewand verdoppelt sich der Weg, den die Gase nehmen müssen. Durch die leicht schräge Montage der Bleche fließen die gelösten Tröpfchen nach unten ab und sammeln sich im Sumpf. Der kann mittels Ablass-Schraube bei Bedarf leicht entleert werden. Ob der Pott rund oder eckig konstruiert wird, spielt keine Rolle



Natürlich muss man die Dinger nicht mit Gewalt kaufen – wir raten sogar explizit zum Eigenbau. Die Konstruktion ist nicht sonderlich kompliziert und durch Selbermachen kann der vorhandene Platz am Hobel bestmöglich ausgenutzt werden. Im Zuge einer Revision haben wir dementsprechend einen neuen Dual-Pott für unsere Z gebaut. Der rechte ist der Ausgleichspott für das Kühlwasser, der linke unser neuer Catchtank – beides mit externen Füllstands-Anzeigen ausgestattet



Konstruiert ist unser Catch-Tank-Hoschie als abknickender Geselle. Das erlaubt zum einen eine möglichst versteckte Position, da der größte Teil der Röhre in den Tiefen des Motorraums verschwindet. Zum anderen hilft die Schräge bei der angestrebten Kondensations-Wirkung. Hier der Innenaufbau des Klärwerkes: Der heiße Motor-Atem strömt von oben hinein, wo er von einem mittigen Scheideblech sowie der Gehäusewand abgekühlt wird. Bei seinem Weg nach draußen treffen vertikal austeigende Gase gegen die schräge Rückseite der Röhre und werden gleichzeitig über die Scheidewand geleitet. Die kondensierte Flüssigkeit läuft über die Schrägen ab und sammelt sich im Sumpf



Um die Suppe im Sumpf zu binden und den Abscheide-Prozess weiter zu verbessern, haben wir den Bodenbereich mit losem Edelstahl-Gekrissel ausgelegt. Dazu eigenen sich solche Scheuer-Spiralen aus dem Putzregal hervorragend. Eine Tüte voll kostet keine zwei Euro



Bevor die Gase unseren Auffang-Tank wieder verlassen, müssen sie zudem noch eine Lage lose Edelstahl-Wolle passieren. Hier werden der abgekühlten Luft ihre letzten feinen Partikel entrissen, so dass nur noch reine Luft entweicht. Die sich dort sammelnde Flüssigkeit bildet in der Wolle Tröpfchen und sickert dann in den Sumpf



Im Prinzip könnte man sich eine weitere Filterung am Ausgang sparen – wir leiten die Luft dennoch durch einen zusätzlichen Filter (eingelassen in ein Eigenbau-Gehäuse)ins Freie



Eine ganz blöde Idee ist übrigens, die aufgefangene Plörre dem Motor wieder zuzuführen. Wer den dadurch ausgelösten Effekt unbedingt erreichen will, kann sich auch einfach beim Ölwechsel einen halben Liter Wasser mit ins 15W40 kippen. Ausgefangene Jauche gehört entsorgt. Die Emulsion ist hochgradig wasserhaltig und hat im Motor nichts zu suchen. Zum Ablassen haben wir an der tiefsten Stelle des Potts ein Röhrchen angebraten an dessen Ende eine Ablass-Schraube sitzt. Diese sitzt an einer gut zugänglichen Stelle unterm Motor.



Den Füllstand können wir jederzeit mittels des außen am Behälter angebrachten Röhrchens ablesen. Bei vernünftig konstruierten Abgängen am Motor sind Leerungen auch bei amtlichen Laufleistungen nur sehr selten durchzuführen. Und der Motor bekommt somit ausschließlich frische Luft und Sprit injiziert, frei von Kontamination durch heiße Wasser-/Öldämpfe. Darauf einen Togal-Cola!