Der Freudenspender
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Es gibt gute, es gibt schlechte und es gibt total bescheuerter Gründe, ein Motorrad zu kaufen. Unsere neueste Anschaffung fällt definitiv in letztere Kategorie. Was mir Angst macht!
Es handelt sich bei diesem Exemplar um eines, das in Natura nicht hielt, was es auf den Bildern der Offerte versprach. Zudem war die Proklamation einiger Details ein wenig arg optimistisch geraten, so dass wir den Besichtigungs-Termin eigentlich nach ein paar Minuten schon wieder abbrechen wollten.Das war doch wohl ein Scherz?! Aber irgendwie brachte uns die Bude gerade auf Grund ihres optisch verkorksten Zustandes anhaltend zum Schmunzeln. Und einen hohen Unterhaltungswert sollte man nicht unterschätzen
Da war vor allem die Rahmen-„Lackierung“, die uns bereits in der Annonce stutzig gemacht hatte. Was wir aber erst vor Ort sehen konnten, war das tatsächliche Ausmaß des Grauens. Der unbekannte Künstler hatte den Rahmen nämlich im zusammengebauten Zustand übergejaucht und die Bereiche, an die er mit seiner Dupli-Color-Sprühdose nicht heran kam, einfach ausgelassen. Cafe-Racer-Kunst!
Auf der linken Seite hat zumindest so etwas wie eine „Abklebung“ statt gefunden, was das Ergebnis aber nicht weniger schrecklich, bzw. unterhaltsam macht
Viel bedenklicher ist jedoch der wahrscheinliche Grund der fürchterlichen Schmink-Aktion. Wir vermuten, dass der Tank an mehreren Verschraubungs-Punkten der Seitenverkleidungen undicht wurde und das austretende Benzin mit der Zeit den Rahmen-Lack angelöst hat. Dafür spricht auch, dass mehrere Schrauben nur noch als Zierde in der Verkleidung residieren und nicht in die Gewinde im Tank eingeschraubt sind. Nach dem Zerlegen wissen wir mehr, vermuten aber bereits jetzt famose Kuriositäten. Da wir mit so einer Nummer bereits zu tun hatten, wissen wir, wie wir das vermutliche Desaster ggf. kurieren können
Kreativ war man auch in Sachen Halterungen. Hier der formschöne Hupen-Ölkühler-Träger
Der Fender hingegen begnügt sich mit Kabelbindern. Fies!
Blinker in den heißen Abgasstrahl des Endrohres zu platzieren, finden diese meistens doof. Weicheier!
Ein bisschen Angst haben wir vor der elektrischen Installation. Hier liegt definitiv einiges im Argen. So fehlt z.B. der Kupplungsschalter komplett, was auf eine „kreative“ Umgehung hindeutet. Und die Birne der Motorkontroll-Lampe hat man deaktiviert, vermutlich weil sie auf Grund eines Dauerfehlers nicht mehr aus geht. Nach einen Blick in die ECU haben wir Klarheit. Gut hingegen ist, dass die Daytona bereits nackig und mit einem Rohrlenker ausgestattet ist
Technisch steht sie nach der ersten Probefahrt wie erwartet gut da. Sie war die letzten 8 Jahre in einer Hand, wurde überschaubar aber regelmäßig bewegt und bekam jährliche Inspektionen mitsamt Ölwechsel. Knappe 8.000km sind in der Zeit auf den Tacho gewandert. Davon zeugen auch die Reifen, die nachgewiesen beim Kauf montiert wurden. Der hintere ist profiltechnisch am Ende, der vordere würde die bisherige Strecke wohl noch einmal machen, ist aber auf Grund des entsprechenden Alters ebenfalls an seinem Lebensende angekommen. Die oftmals etwas heikle Leerlauf-Regelung funktioniert hervorragend und das Pferdchen zieht ab Standgas in allen Gängen munter durch. Lediglich der extrem schwergängige Gasgriff fällt negativ auf
Bei der Daytona handelt es sich um eine der letzten der ersten Generation, die wir auf Grund ihrer wunderbar schlichten Motorsteuerung sehr schätzen. Diese Serie kommt noch ohne Lamda-Regelung daher und mit sehr wenigen Parametern aus. Wir mögen das!
Stilistisch haben wir bereits ein paar Ideen. Wir werden mit einer Teil-Zerlegung starten und erste Teile bereits sehr früh anfertigen. Tatsächlich haben wir sogar schon einige Brocken liegen, wie z.B. fast die komplette elektrische Installation samt Beleuchtung und Instrumenten. Los geht`s deshalb auch mit der Frontal-Bestückung
Eins steht außer Frage: langweilig wird die Nummer auf keinen Fall. Ob das gut oder schlecht ist, wird sich zeigen