Das war eine dieser Basis-Maschinen, von denen man eigentlich besser die Finger lassen sollte. Dabei waren die Grundwerte gar nicht übel: Nicht viel, aber regelmäßig gefahren, jährliche Inspektionen samt Ölwechsel und aus älterer, besonnener Hand, in welcher sich das Krad die letzten zehn Jahre befand. Wenn was gemacht werden musste, dann beim Vertragshändler, wie die lückenlose Sammlung an Belegen bewies. Klingt doch gut?!
Dann war da jedoch noch die zweite, dunkle Seite der Macht, auf welche das Tierchen hinüber gezogen wurde. Vermutlich von seinem Vater. Die Sau! Wie bei diesem Modell nicht unüblich, waren die Verschraubung-Punkte für die Verkleidungs-Elemente wohl mal undicht. Das passiert ganz flott, wenn man sie auch nur minimal zu fest anzieht. Da ist offenbar auch diesem Exemplar widerfahren und so hat der langsame aber stete Fluss hochoktaniger Suppe den Lack mit der Zeit vom Rahmen gespült. Und nachdem die Leckage (eher schlecht als recht) gestoppt war, befand man es für ein gute Idee, den inzwischen unansehnlichen Rahmen zu lackieren – und zwar im zusammengebauten Zustand
Das ist natürlich komplett in die Hose gegangen. Nicht nur, dass der Rahmen dabei gruselig verhunzt wurde, nebelte man kollateral auch gleich mal sämtliche umliegenden Bauteile mit ein. Motor, Schwinge und was sonst noch dicht genug am Sprühdosen-Ausgang verweilte. Caferacer-Kunst!
Den Tank abzudichten würde kein Problem sein – wir haben hierfür ein eigenes Verfahren entwickelt. Aber die Sprühdosen-Sauerei zu entfernen, würde ein ganz eigenes Kapitel füllen. Auf Grund dessen, hätten wir den Zossen eigentlich stehen lassen sollen. Andererseits hauchen wir bevorzugt gerade solch gepeinigten Seelen gerne neues Leben ein und machen aus Aschenputteln Latten-verhärtende MILFen. Außerdem war klar, dass wir während der Aktion eine Menge zu lachen haben würden – und dann manchmal auch nichts. Scheißegal, der Spaß steigt mit der Herausforderung
Tatsächlich hatten wir uns vielerorts auf wesentlich schlimmeres eingestellt. So war die Elektrik z.B. weit weniger zerfriemelt als befürchtet. Tatsächlich befand sie sich sogar in einem recht angenehmen Zustand. Der Motor präsentierte sich schon bei der Besichtigung als untadelig und daran änderte sich auch nichts. Die regelmäßige Wartung zeigte sich flugs am Zustand der abgelassenen Flüssigkeiten. Öl, Kühlwasser, Filter etc. – alles frisch. Was die Brocken natürlich nicht davor bewahrte, ausgetauscht zu werden. Ebenso wie die anderen Verschleißteile incl. Reifen, die inzwischen über zehn Lenze auf den Felgen verharrten. Wenn schon neu, kann man auch gleich an den Dimensionen schrauben, was in diesem Fall hieß: hinten eine Nummer größer
Neu kamen auch Heckrahmen samt Bodywork, welche wir explizit angefertigt haben. Da zudem ein schmalerer Kühler zum Einsatz kommt, dessen Schläuche anders als beim Original verlaufen, haben wir die Pipelines mit in den Anzug eingearbeitet, damit alles ineinander übergeht und zueinander passt
Einen neuen Weg haben wir bei der Front-Gestaltung eingeschlagen. Etwas, dass uns schon lange unter dem Scheitel brannte. Wir wollten einen möglichst unauffälligen und deplatzierten Hauptscheinwerfer einsetzen, so dass wir bei der Gestaltung des üblichen Sektors legal freie Hand haben würden. So konnten wir einen „Scheinwerfer“ bauen wie wir ihn wollten, aber niemals zugelassen bekommen würden, was wiederum kein Problem darstellt, da er diesbezüglich nicht benötigt wird
Zusammen mit einer weiter entwickelten Version unseres Gabel-Duocoques, dessen fester Bestandteil besagter Fake-Scheinwerfer ist, ergaben sich ganz neue Gestaltungs-Möglichkeiten. So ganz fake ist die Funzel dabei gar nicht, denn tatsächlich befindet sich hinter dem getönten Glas ein Tagfahrlicht. Die „Streuscheibe“ kann zudem abgenommen werden, so dass sich eine zweite, komplett anders aussehende Optik ergibt. Der Wechsel lässt sich in zehn Sekunden vollziehen
Dem Mini-Kombi-Instrument haben wir einen Zwilling an die Seite gestellt, in welchem die Kontrollleuchten untergebracht sind. Das Zentral-Instrument lässt sich wahlweise direkt oder über zwei im Tank eingelassene Taster steuern. Die Qual der Wahl hat mach auch beim Start-Prozess. Man nutzt entweder den Taster am Lenker oder seinen Kollegen im Tank. Linksseitig thront eine maßgeschneiderte Taster-Armatur, welche Blinker und Hupe im Bedarfsfall mit Strom beaufschlagt. Die dazugehörenden elektrischen Schaltungen sind ebenfalls für diese Ofen geklöppelt worden. Ehrensache. Brems- und Kupplungsarmatur mussten blank ziehen und wurden poliert, die Schrauben-Sitze der Klemmungen ausgefräst. Schwarze CNC-Hebel erzeugen einen feinsinnigen optischen Kontrast
Natürlich haben wir der Britin beim Griff unters Kleid nicht nur die Falten aus dem Torso gezogen, sondern ihr auch eine genetische Verjüngungskur spendiert. Bis auf den blanken Rahmen zerlegt, sind im Zuge der Rehabilitation Bremsen, Umlenkung, Schwinge, Lager, Achsen und was wir sonst noch in die Finger bekamen, komplett kernsaniert worden. Dazu gab es neue Bowdenzüge (Stichwort Ein-Finger-Kupplung) sowie einen K&N Dauer-Luftfilter. Benötigte Halter, Streben oder Aufnahmen haben wir aus Alu und VA angefertigt. Den Erfolg der Aktion merkt man schon beim bloßen Schieben. Alles flutscht so leicht und locker, dass man meint, man hätte eine 600er in Händen. Das drastisch reduzierte Gesamtgewicht trägt seinen Teil dazu bei. Kein Gramm Fett! Die Sitzposition ist aufrecht entspannt und wesentlich bequemer als original. Die Rheuma-Salbe kann zu Hause bleiben und das Abo beim Chiropraktiker kann man sich sparen. Du musst auch nicht in Körperfaltkunst bewandert sein, um Platz zu nehmen
Auf Grund des Umfangs und der Tiefe der Eingriffe, war eine Neuabnahme nach §21 notwendig, in dessen Zuge das Gerät entsprechend eine neue Betriebserlaubnis erhielt. Sämtliche Änderungen sind kostenintensiv eingetragen worden, was sich jedoch auszahlt und Stress mit Kellen-Wedlern vermeidet. Dazu gehört auch der (E-zugelassene) einstellbare Klappen-Endschalldämpfer, wobei der Schlegel selbst bei voll geöffneten Schleusen absolut sozialverträglich intoniert. Zuweilen kann die Option, Phonwerte zu reduzieren nicht ganz verkehrt sein. Und ein nettes Gimmick ist es so oder so
Basis:
Triumph Daytona 955i, EZ 2001, 94KW, 128PS, KM-Stand vor dem Umbau ca. 37.000km
Fahrwerk:
Heckrahmen mit integrierter HUV, Batteriehalterung und ECU-Fach. Maßgefertigter Höcker mit eingelassenem LED-Rücklicht und passenden Blinkern, Push-On-Sitzpolster, Mini-Kennzeichenhalter, LSL-Fußrasten (Träger entlackt und verschliffen). Schwingen-Lagerungen, Ruckdämpfer und -Spannmechanismus revidiert. Superbike-Gabelbrücke, TRW Touring Lenker, CNC-Hebel, CNC-Spiegel, polierte Armaturen-Träger. 190/55/17 hinten, Bremsen komplett überholt, Brembo Ausgleichsbehälter hinten, Duo-Coque Gabelverkleidung mit Tagfahrlicht, DE-Scheinwerfer unter der Brücke, kein vorderes Schutzblech, GFK-Tank-Haube mit integrierten Schaltern. Tankdeckel renoviert und ins Farb-Schema eingebunden. CPC-Tank-Kupplungen
Motor:
Krümmer verschliffen, passiviert und satiniert, ART-VA-Endtopf mit integriertem Klappensystem zur Lautstärkeregelung, schmaler Wasserkühler, Stahlflex-Öl-Schläuche, VA-Ausgleichsbehälter, Einspritzleiste revidiert, maßgeschneidert Züge und Leitungen
Elektrik:
Redundantes Anlasser-System (am Lenker sowie im Tank), Alu-Taster-Armatur links, Digital-Tacho(Drehzahlmesser) mit passender Kontrollleuchten-Einheit, Tacho-Steuerung im Tank und am Instrument