Daniels Düsentrieb

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Ernsthafte Einspritzanlagen existieren im relevanten Serien-Moped-Bau seit über 20 Jahren (primitive Systeme gar seit mehr als 40). Das bedeutet andersrum, dass haufenweise alte Düsen in den Ansaugtrakten dieser Welt hocken. Und mit dem Alter verdrecken die Dinger schon mal, fangen an zu lecken oder gehen kaputt. Das heißt: Konto plündern und ab in die Werkstatt mit dem Hocker, denn zu Hause kann man die Dinger weder reinigen, noch testen oder gar vermessen. Doch, kann man.




Der Ein- und Ausbau der Injektoren ist ziemlich simpel und nicht viel schwieriger als ein Zündkerzenwechsel. Ist die Rail abgeschraubt, kann man die Teile leicht aus dem Klappengehäuse ziehen. Zudem werden (anders als bei den Dosen) praktisch ausschließlich herrlich einfache EFI-Systeme verwendet: Eine Pumpe erzeugt Benzindruck (um die 3 Bar) der permanent in der Rail oberhalb der Düsen ansteht. In deren Eingang befindet sich ein Feinfiltereinsatz, den man von Zeit zu Zeit auf Ablagerungen prüfen und ggf. reinigen oder austauschen sollte. Findet sich dort metallischer Abrieb, sollte zudem unbedingt die Pumpe gecheckt werden. Die Düse ist geschlossen, wird (ganz ähnlich den Zündkerzen) vom Steuergerät angetaktet und öffnet dann für einen bestimmten Zeitraum. Der Sprit wird zerstäubt, Gemisch gebildet und die Düse dann wieder verschlossen



Unten an der Drüse hausen Austrittsöffnungen, deren Zahl und Anordnung variiert. Unser Muster hat derer 4. Die Phalanx ist u.a. verantwortlich für das Spritzbild und damit die Gemisch-Bildung. Schon minimale Ablagerungen ruinieren die Sache, was zu schlechter Gasannahme, Stottern, Ruckeln, heftigem Durst bis hin zu Ölverdünnung führen kann. Gleichzeitig laufen die Abgaswerte aus dem Ruder, was die AU und damit auch die HU zu gefährden vermag



Die Düse ist im Ruhezustand geschlossen, weshalb man sie nicht einfach ausspülen oder im Ultraschallbad reinigen kann. Will man die Düsen also checken oder innerlich säubern, braucht man gleichzeitig zwei Sachen: ein unter Druck stehendes flüssiges Medium sowie besagten elektrischen Impuls, welcher über den Steckanschluss initiiert wird. Let`s bau!



Damit das Ventil öffnet, muss ein Stromkreis an den beiden Kontakten anliegen. Zwar werden die Dinger im Betrieb mit Bordspannung versorgt, also mit bis zu 14,x Volt, aber nur stoßweise und vom Sprit gekühlt. Setzt man die Teile statisch, trocken und permanent unter eine solch hohe Spannung, kann man sie leicht grillen. Wir nutzen als Stromquelle deshalb solch einen alten 0815-Wandler. Das Ding war mal das Ladegerät für irgendeinen Elektro-Dödel. Rektal-Rasierer, Rosetten-Intruder, Nippel-Heizung… was weiß ich



Der Hoschie macht aus 230V Wechselstrom harmlose 6,5 Volt Gleichstrom mit bis zu einem halben Ampere Stärke, was zum Ansteuern der Injektoren völlig ausreicht und ihr Leben schont



Hinzu kommen ein Taster, ein 3-Wege Kippschalter…



… sowie ein elektronisches Blinkrelais



Und damit später alles hübsch verpackt ist, gesellt sich eine kleine Universal-Kiste als Gehäuse hinzu



Taster und Schalter bauen wir in den Deckel ein…



… und verkabeln die Sache so, dass wir verschiedene Impuls-Zustände auslösen können. Einmal mit dem Taster, der solange Strom aussendet, wie man ihn drückt (Testfunktion). Alternativ kann man per Schalter auf Dauer-Ansteuerung gehen (z.B. zum Spülen/Matchen) oder über das Blinkrelais eine automatische Taktung (Reinigen, Prüfen) erzeugen



Alles, was aus der Zauberkiste herauskommt sind die beiden Kabel für den Injektor



Die bestücken wir mit passenden Crimp-Steckern, welche wir verlöten und verschrumpfen. Sollten wir einmal andere Kontaktformen brauchen, lässt sich das flott mittels Adaptern erledigen. Die Kiste ist also universell und nicht Typ-gebunden



Die Stecker kommen auf die Pins der Injektoren. Die Polung ist Latte. Mit der Box alleine kann man bereits Injektoren im eingebauten Zustand prüfen: Stecker ab, Tester ran und dann mit dem Taster Impulse auslösen. Heile Injektoren „knacken“ gut hörbar beim Auslösen, klanglich ganz ähnlich mechanischen Relais. Bleibt ein Injektor stumm oder macht verdächtige Geräusche, hat man den Verdächtigen lokalisiert und kann gleichzeitig ansteuernde Elektrik und Elektronik als Fehlerquelle ausschließen



Wir wollen aber noch mehr. Für unser Gesamt-Vorhaben brauchen wir zusätzlich eine Flüssigkeits-Speisung. 5cm Schlauch bilden die Aufnahme für die Düse



Der Stutzen wird aufgeschoben und mit einer Schelle gesichert. Jetzt müssen wir noch irgendwie vom Dicken auf den Dünnen kommen



Das erledigen wir gleichermaßen elegant als auch simpel mit solch einem Fitting



Der passt nämlich perfekt in das Schlauchstück und wird seinerseits mittels einer Schelle fixiert. Der dünne Schlauch lässt sich jetzt werkzeuglos einführen und abziehen. Das Konstrukt macht locker 15 Bar mit, wir brauchen jedoch nur einen Bruchteil davon



Damit ist auch die hydraulische Seite fertig



Als Medium verwenden wir Drosselklappen-Reiniger



Der dünne Druckschlauch passt wunderbar auf den Rüssel der Reiniger-Dose



Und damit wäre unsere Anlage bereit für den Einsatz. Die Blackbox wird angeschlossen, die Düse fixiert und ein Auffanggefäß untergestellt. Jetzt schalten wir die Box in den getakteten Modus, so dass das Ventil stetig öffnet und schließt. Mit dem Aktivieren der Reiniger-Dose strömt das unter Druck stehenden Fluid in die Düse und wird von dieser Impuls-weise ausgestoßen. So lässt sich zum einen das Spritzbild beurteilen und zum anderen wird die Düse gespült und gereinigt. Defekte oder leckende Ventile sind ebenfalls leicht zu erkennen. Den aufgefangenen Reiniger nicht entsorgen! Das Mittelchen ist nicht ansatzweise verbraucht und kann weiterverwendet werden, z.B. für die Teile-Reinigung oder als Einweichbad



Das ist unsere komplette Eigenbau-Injektoren-Teststation. Minimaler finanzieller Aufwand, praktisch keine Betriebskosten und dennoch ein vollwertiges und ausgewachsenes Spezial-Werkzeug. Hat sich nach dem ersten Einsatz bereits amortisiert und erschlägt das komplette Thema Injektoren mit einem Streich



Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben zusätzlich einen einstellbaren hochfrequenten Takt-Generator eingebaut, der sich über einen weiteren Schalter aktivieren lässt. Mit der Funktion können wir das Spritzbild unter realistischen Arbeitsbedingungen beäugen



Einspritzanlagen sind in den Köpfen der Meisten immer noch mythisches Hexenwerk, an dem man selber nichts machen kann und bei jedem Husten in schweineteure Spezialwerkstätten geschoben werden muss. Tatsächlich sind sie wesentlich robuster und pflegeleichter als Versager und durchaus in der heimische Garage zu händeln. Man muss nur die Rübe einschalten.