WC-Ente




Überschattet wurde die gesamte Aufbau-Aktion vom Thema „TÜV“ (oder DEKRA, KÜS und was es da sonst noch gibt), bzw. den geisteskranken Zuständen dieser sinnlosen, bürokratischen und parasitären Installationen, deren einziger Existenz-Zweck der eigene Selbsterhalt auf Kosten anderer ist. Tatsächlich sah es lange (und das fast bis zu Schluss) so aus, als hätten wir kaum eine Chance, die Kiste jemals legal auf die Straße zu bekommen. Nicht etwa, weil sie so wild geschraubt wäre, sondern weil das Labyrinth der behördlich Demenz keinen Eingang für uns bereit hält. Sämtliche Vorgespräche waren extrem ernüchternd – vorsichtig ausgedrückt. Das drückt natürlich immens auf die Motivation und hat uns mehr als einmal die Aktion unterbrechen lassen.

Die Problematik: Der Hobel ist inzwischen seit 15 Jahren abgemeldet. Nach aktueller Rechtslage hat er damit vor acht Jahren seine Betriebserlaubnis verloren und muss per Vollgutachten neu zugelassen werden. Das volle Programm. O.K., ist halt so. In dem Zuge verlangte man von uns u.a. neben einer Leistungs-Kontrolle auch eine Fahrgeräuschmessung zur Evaluierung der phonetischen Emissionswerte - schon alleine wegen des Umbaus auf Einspritzung und zentrale ECU. Damit diese im Fahrbetrieb vernünftig arbeitet und der Hobel sauber läuft (was nun mal Voraussetzung für eine Fahrgeräuschmessung ist) muss die Kiste penibel gemapt werden. Dazu muss der Hocker aber auf die Straße, denn nur dort lässt sich das umsetzen. Im öffentlichen Verkehrsraum darf er sich aber nicht bewegen, weil er nicht zugelassen ist. Logisch. Und der Weg über eine rote Nummer bleibt uns verwehrt, weil deren Zuteilung seit einiger Zeit eine gültige HU voraussetzt. Die bekommen wir jedoch natürlich nicht, weil die Umbauten zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht eingetragen sind. Ohne HU keine Zulassung oder rote Nummer, ohne Fahrgeräuschmessung keine Eintragungen, ohne Eintragungen keine Zulassung, ohne Zulassung kein Mappen und ohne Mappen keine Fahrgeräuschmessung. Debiler Kreislauf des Sesselfurzer-Schwachsinns.



Nach etlichen Gesprächen mit praktisch allen Prüf-Organisationen, sind wir final bei der KÜS gelandet, die den Teufelskreis umsetzbar durchbrach – sich das aber auch fürstlich entlohnen ließ. Knapp 500 Kracher für eine Stunde Papierkram (Leistungs- und Geräuschmessungen sind noch nicht mit einberechnet, sondern gehen extra). Ja, das ist mal ein amtlicher Stundenlohn. Insbesondere, weil die meisten Sachen und größten Kaliber bereits eingetragen waren. So z.B. Rahmenänderung, Heckumbau, Maske, Auspuff, Bremsen etc.. Rechnet man dann noch die knapp 400 Kracher für die Fahrgeräuschmessung und derer ~150 für die amtliche Leistungsbeäugung mit hinzu, ist der vierstellige Zenit bereits durchstoßen. Dazu gesellt sich ein weiterer Hunderter für die Zulassungsstelle und Kennzeichen. Plus ein kompletter Arbeitstag, 800km Fahrerei, Transportkosten, Sprit, Beruhigungs-Biere etc.. Man muss schon einiges an Körperbeherrschung aufbringen, um das Mittagessen nicht durch den Nordausgang ins Freie zu prusten. Und dann darf man fast noch „froh“ sein, dass die Sache überhaupt geklappt hat, denn die „Vorschläge“ der anderen Organisationen in Sachen Ablauf und Preisgestaltung waren um ein Vielfaches unerträglicher und wären noch einmal auf nahezu das Doppelte hinaus gelaufen. Finanziell, als auch Aufwand-technisch.



Auf jeden Fall hat die Sache jetzt den heiligen amtlichen Segen mitsamt allen Umbauten (Motorsteuerung, Einspritzung, keine Blinker hinten, keinerlei Reifenbindung abgesehen von der Größe incl.) sowie zwei Jahren HU-Freiheit. Auf zwei prall gefüllten Seiten ist der Ist-Zustand umfassend in feinstem Bürokraten-Deutsch Kellen-sicher und Grünzeug-imprägniert im Schein verewigt. Und nach anderthalb Jahrzehnten darf sich das Tierchen in Bälde zum ersten Mal wieder im Straßenverkehr tummeln. Es ist zwar noch einiges an Einstellarbeiten nötig – aber zumindest können wir diese nun sachdienlich angehen und sind das Damokles-Schwert los, potentiell nichts weiter als einen luftgekühlten Briefbeschwerer mit 1100 ccm gebaut zu haben. Denn ab sofort ist das Teil ein amtlich ausgewiesenes Motorrad