Gib‘ Dir die Kugel


Drosselklappen, egal ob von Vergasern oder Spritzen oder mechanische Schiebervergaser synchronisieren ist in erster Instanz weniger Handwerk als vielmehr Philosophie. Es kommt nämlich drauf an, was man mit dem Akt erreichen will und wie man es macht

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Das Standard-Prozedere kennt jeder: Je eine Unterdruck-Uhr an jeden Zylinder, die vorbereitete Kiste im Stand laufen lassen und dann so einstellen, dass alle Zeiger im Gleichschritt marschieren. Pferdefuß: so stellt man lediglich die Leerlauf-Synchronität ein - die kann beim Fahren jedoch aus dem Ruder laufen



Und zwar immer dann, wenn die einzelnen Zylinder-Systeme physisch voneinander abweichen. Unterschiedlicher Verschleiß, minimale Undichtigkeiten, selbst eine aus der Reihe tanzenden Zündkerze oder nicht 100% gleiches Ventilspiel können Spreizungen hervorrufen. Und die kompensiert man beim traditionellen Synchronisieren durch unterschiedliche Klappenstellungen – und erzeugt so genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich anstrebt. Der Motor läuft dann im Stand zwar wunderbar, wird jedoch am Kabel gezupft, kehrt sich der Schonhaltungs-Effekt um und die Zylinder laufen gegeneinander. Will man also fürs Fahren und nicht für den Stand synchronisieren, ist weniger besagte Unterdruckmessung als vielmehr penibel paralleles Werkeln der Klappen wichtig. Warum ist dieses Vorgehen dann nicht allgemeiner Standard? Das liegt schlicht daran, dass hierzu die Gasfabriken ausgebaut werden müssen und der Aufwand und Zeitbedarf wesentlich höher geraten. Deshalb hat sich die Uhrengeschichte als Referenz-Messung etabliert und reicht auch meistens aus. Ausreichen ist uns aber nicht genug, wir wollen ganz einfach das Maximum

Um das zu Hause herausholen zu können, braucht man keine Unterdruck-Uhren, sondern ein altes Ruckdämpferlager beliebigen Typs. Das flext man dann lässig von außen auf. Klingt noch nicht richtig nach Spezialwerkzeug? Kommt noch!



Dem Lager entnehmen wir nun die Kugeln, der Rest kommt in die Schrott-Tonne. Ruckdämpferlager sind deshalb ideal, weil sie die ideale Kugelgröße mitbringen. Rad- oder Lenkkopflager sind mit zu kleinen Bällchen bestückt. Wir brauchen etwas größere Teile. Murmeln, Vatis altes Hüftgelenk oder Omas Glasauge funktionieren übrigens nicht. Die Kugeln müssen alle eine exakt identische Größe haben – und in Sachen Form und Abmessung sind Lager-Kugeln ultrapräzise gefertigt



Jetzt bereiten wir die Klappen vor. Wichtig ist, vorab alle potentiellen Störquellen zu eleminieren. Unsere Beispiel-Bank hat z.B. neben der zentralen Einstellschraube Einzelanschläge für jede Klappe. Eigentlich Mumpitz und doppelt gemoppelt, wir entfernen sie deshalb dauerhaft, es muss jedoch mindestens sichergestellt sein, dass sie die Klappen nicht beeinträchtigen. Mehcnaisch müssen sich alle frei bewegen lassen



Bei Reihenmotoren sind normalerweise Synchron-Einrichtungen in der Anzahl der Zylinder minus 1 vorhanden. Ein Zylinder ist im Normalfall vorgegeben, bildet die Referenz und ist deshalb nicht einstellbar. In unserem Fall ist dies der mittlere rechte Scherge (im Bild links), daneben sie Sync-Einheit für die andere Seite



Zwischen den äußeren Gehäusen hockt noch einmal je eine Einheit. Über die insgesamt drei Mechaniken stellen wir die Klappen, von der mittleren Referenz ausgehend auf Parallel-Flug ein. Und zwar so:



Die demontierte Bank wird hochkant auf eine ebene, waagerechte Fläche gelegt. Dann werfen wir in die Referenzklappe eine der Lager-Kugeln und öffnen über die Gaszug-Mimik die Klappen nun langsam bis zu dem Punkt, wo die Kugel durch den sich ergebenden Spalt fällt



Wir schließen die Klappe nun wieder minimal, gerade soweit, dass die Kugel noch nicht ganz durch den Spalt passt und arretieren die Bowdenzug-Aufnahme in dieser Position – z.B. mit einem Kabelbinder, Draht oder ähnlichem



Nun werfen wir die Kugel wieder in die Referenzklappe und eine zweite in einer der beiden benachbarten, die wir syncen wollen. Die einzustellende Klappe öffnen wir über die Synchronschraube nun soweit, bis die Kugel gerade so durch den entstehenden Spalt plumpst. Jetzt drehen wir den Spalt etwa eine Vierten Umdrehung zurück und werfen die Kugel erneut ein. Nun betätigen wir die zentrale Bowdenzug-Ansteuerung und bewegen somit alle Klappen. Aber gaaaanz langsam und sachte. Im Idealfall fallen beide Kugel parallel durch die sich erweiternden Schlitze. Das kann man nicht nur sehen, sondern auch sehr gut hören. Haut das noch nicht perfekt hin, justieren wir nach und wiederholen die Nummer, bis es flutsch. Das Ganze wird dann auch für die anderen Klappen wiederholt, bis am Ende alle Kugeln in allen Zylindern zum exakt selben Öffnungswinkel durchfallen. Das lässt sich sehr präzise und flott einstellen. Beim Nach-Justieren maximal in Viertelumdrehungen arbeiten und dann gegenprüfen. Hat man den Dreh raus, ist die Sache nach ein paar Minuten erledigt und die Klappen arbeiten geradezu penetrant parallel



Nein, das ist keine CO-Schraube – sondern eine separate Standgas-Sync-Einrichtung. Mikuni hat das bei diesen Klappen nämlich ab Werk getrennt und Fahrbetrieb sowie Standgas voneinander entkoppelt – absoluter Idealfall. Die Sync-Einheiten zwischen den Gehäusen sind hier ab Werk auf mechanischen Gleichlauf eingestellt – das klassische Synchronisieren erfolgt ausschließlich über diese Bypass-Kanäle.



Sind die Klappen einmal Bewegungs-synchron, bleiben sie es auch, solange keine mechanischen Einflüsse auftreten. Grundsätzlich also eine einmalige Sache – die sich auszahlt. Material und Werkzeug-Kosten sind praktisch Null.