Tank.Gut.Schein.


Eigentlich sollte der Tank die Baugruppe sein, die uns am wenigsten Arbeit machen würde. Kurz anschleifen, grundieren, Farbe drauf, fertig. Tjaaaaa…


Die Neuausrichtung unserer leichtfertigen Einschätzung begann bereits, als wir die vorhandene wundervolle Lackierungs-Altlast näher beäugten. Das Zeugs konnte auf keinen Fall drauf bleiben. Das würde langfristig niemals gut gehen und ständig im Untergrund brodeln. Also komplett weg mit dem Dreck



Der Tankdeckel sah nach dem Ausbau auch nicht gerade nach einem frühem Feierabend aus



Der Eindruck sollte nicht täuschen. Denn das nächste Lack-Debakel trat uns in die diesbezüglich bereits leidgeprüften Klöten. Diesmal war jedoch nicht unser vertrauter Künstler Schuld. Das, was sich hier ablöst, ist nämlich OEM-Farbe



Haufenweise kalkreiche Ablagerungen an Dichtung und Press-Ring. Das ist nicht gut! Gar nicht



Der Einfüll-Topf räumte letzte Hoffnungen bei Seite. Ihm stand unübersehbar mehrfach und langfristig das Wasser bis zum Hals, was ein untrügliches Indiz für einen ganz bestimmten unerfreulichen Tatbestand ist. Dazu kommen wir weiter unten



Erstmal geht`s dem Deckel an den angemalten Kragen



Der Lackverlust ist kein kosmetischer Makel sondern ein ausgewachsenes technisches Problem. Die Flatschen verstopfen die Belüftungs-Kanäle und können ganz fix zu magerem Gemisch, Pumpensterben oder auch Motor-Desastern führen. Leistungs-Verlust, Durchzugs-Schwäche und schlechtes Ausdrehen in den oberen Gängen haben nicht selten genau hier ihren wahren Ursprung. Deswegen sind wir an der Stelle unheilbar pedantisch und auch nicht kompromissbereit



War irgendwie klar: der Verschluss-Splint war komplett fest gegammelt und hat vorsorglich mal die Grätsche gemacht. Die Sau! Gehärteten Stahl aus Alu ausbohren ist stets eine wahre Freude



Die lackierten Teile kommen zusammen mit etwas Beize in eine Tüte…



… und die restlichen Sachen in die Wanne



Kaltreiniger sorgt für Klar-Schliff in Sachen Dreck, Kalk und Schmiere



Danach kommen die Brocken ins 25%ige Säure-Bad, wo es den verbliebenen Verkrustungen als Leder geht



Steril und frei von Ablagerungen



Die Gräben sind wie frisch gelotet. Hier kann der Wind wieder frei hindurch fegen



Neue Membran. Ihre Flatter-Ventile steuern den Druck-Ausgleich



Die Anpress-Federn für den Dichtring. Hier stand unübersehbar ebenfalls reichlich Wasser an



Revidiert und bereit für die Re-Montage



Alles wieder wunderbar leichtgängig



Lack kommt keiner mehr drauf. Die Oberflächen haben wir verschliffen, poliert und danach satiniert



Die Befestigungs-Schrauben des Rings. Ebenfalls Flut-Opfer. Sieht man ihnen nicht mehr an, aber sie bestehen tatsächlich aus Edelstahl, sind also Rettungs-würdig



Die Köpfe haben wir plan gedreht und poliert



Bereit für den Wieder-Eintritt. Natürlich erst im Rahmen der finalen Montage des Hobels



Kümmern wir uns jetzt um die unangenehmen Wasserstands-Meldungen. Die haben genau hier ihre Ursache. Diese zwei Gullis sind je einmal Überlauf und Belüftung für die Tankdeckel-Mulde. Solange sie funktionieren, können unsere Symptome nicht auftreten. Es ist also was faul, im Staate Dänemark



Das sind die Austritte an der Tank-Unterseite. Nur kommt hier nichts mehr raus, was man oben rein schüttet. Selbst fünf bar Pressluft stehen sie beharrlich im Wege



Komplett dicht und festgegammelt. Da hilft nur noch ausbohren



Funktioniert der Überlauf nicht mehr, sammelt sich Wasser in der Tankdeckelmulde. Öffnet man fürderhin den Deckel, läuft das gestaute Wasser ins Innere, wo es verweilt, bis es von der Gemisch-Fabrik angesaugt wird und für beschissenen Motorlauf sorgt. Bei Blechtanks kann der See auch mal ganz fix zu Durchrostungen führen. Also genau wie der Tankdeckel keine Baustelle, die man leichtfertig ignorieren sollte



Extrahiert. Dabei belassen wir es aber nicht



Wir erweitern die Öffnungen und schneiden NPT-Gewinde ein. Amtliche Schnellverschlüsse mit saftigen Durchmessern eliminieren die einstige Engstelle und verhindern erneutes Zusetzen. Die aktuelle Sprit-Qualität ist schon elendig genug, da müssen wir nicht auch noch Wasser zusetzten



Schmankerl zum Schluss: Wenn man schon nichts abbaut oder abklebt, sollte man beim Überjauchen wenigstens den Zündschlüssel abziehen. War unserem Künstler offenbar ebenfalls zu viel Arbeit



Konnten wir so natürlich nicht lassen



Auch wenn der Umbau noch nicht abgeschlossen ist, kann man bereits jetzt sagen, dass wir noch kein Moped in den Fingern hatten, das so viel Restauration und Detail-Arbeit verlangt hat, wie diese ST. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir wussten das zum einen bereits beim Kauf und wollten es auch gar nicht anders haben