Schrott sei Tank

Wer neben einem Nagel im Kopp auch Rost im Tank hat, steht vor einem Problem. Denn eines von beiden muss raus. Belassen wir den Schlag-Stahlstift ruhig in der Außenhirn-Rinde und extrahieren statt dessen den Gammel aus dem Benzin-Aquarium.

Es ist nie gut, wenn man in ein Loch blickt und einem dort braunes Zeugs entgegen kommt. Und nicht immer hilft Hakle




Nicht erst seit der Ethanol-Anteil im Oktan-Müsli erhöht wurde - und damit auch die mögliche Wassermenge - ist Oxyd ein leidiges Thema. Professionelle Sanierungen verschlingen ganz fix 200-300 Kracher und DIY-Krempel ist meist auch nicht gerade günstig - bei oft eher durchwachsenen Ergebnissen.

Mach's Dir selber Kit - teuer aber nicht der Hit




Die gute alte Methode, den Bottich mit Schrauben oder Steinen zu füllen und das Ding dann auf eine Mischmaschine zu spannen funktioniert zwar recht gut - ist aber gleichzeitig ziemlich radikal in Sachen Abrieb - und macht in dieser Hinsicht blöderweise keinen Unterschied zwischen Rost und gesundem Gewebe. Zudem muss der Kübel am Ende auf jeden Fall versiegelt werden, denn die Oberfläche ist nun empfindliche als eine frisch hartgewichste Fleischpeitsche im Angesicht eines Mixers.

Dann gibt es noch jede Menge dubiose Anleitungen, in denen Salz- oder Phosphatsäure (auch mal in Form von Cola) eine Rolle spielt. Alles (bis auf die Cola-Nummer) nicht ganz ungefährlich und erzeugt einen Haufen Sondermüll. Wir haben da was Besseres und deutlich Harmloseres im Köcher.

Unser Favorit ist Zitronensäure




Klingt erst einmal ebenfalls nach chemischer Keule - das legt sich aber, wenn man weiß, wie sie in freier Wildbahn oder im Supermarkt-Gehege vorkommt: Das Mittelchen wird dort nämlich zum Entkalken von Kaffeemaschinen, Wasserkochern, Spülmaschinen, Opas Gebiss-Reinigungsmaschine etc. feil geboten. No-Name-Zeugs tut`s völlig. Eine große Packung des Entkalkers kostet etwa zwei bis drei Tacken und reicht für ca. 10 Liter Tankvolumen. Selbst bei größeren Tanks überschreitet der Aderlass die 5-Euro-Grenze also nur knapp.

Die Säure gibt’s sowohl flüssig als auch im Tab- oder Pulverform




Auf die Wirkung hat der Aggregatszustand keinerlei Auswirkung.

Die Prozedur ist denkbar einfach. Wir brauchen lediglich Wasser in der Menge des Tankinhalts in welchem wir die Zitronensäure auflösen. Das Gemisch bringen wir zum Kochen und füllen es dann heiß in den leeren Tank, nachdem zuvor Tankgeber, Benzinhahn, ggf. Pumpe sowie alle anderen Bauteile ausgebaut und die Öffnungen verschlossen wurden. Das Wasser kann nach und nach eingefüllt werden - im Prinzip geht das also auch mit einem 1L-Wasserrkocher, dauert dann nur eben etwas. Ist technisch aber kein Problem. Kalt geht’s theoretisch auch – die Wirksamkeit lässt jedoch etwa um den Faktor Zehn nach.




Die Mischung verbleibt nun etwa 24 Stunden im Tank und verrichtet dort ihr garstiges Werk. Das Gute 1.0 daran ist, sie löst lediglich den Rost ab und greift gesundes Material nicht an. Und das Gute 2.0 ist: das gereinigte Innenleben gammelt nicht so schnell wieder, weil die Säure die Oberfläche "versiegelt". Der Tank muss also nicht zwingend beschichtet werden. Geil, gell?!

Tankoberfläche nach der Prozedur: vollständig rostfrei und widerstandsfähig gegen erneuten Befall




Ebenfalls erbaulich: Zitronensäure ist kein Kampfstoff - greift also Lack nicht sofort an. Somit kann man den Akt auch an einem äußerlich lackierten Brocken vollführen, sollte den aber trotzdem auf jeden Fall schützen und vorsichtig hantieren.
Obwohl die Säure eher zarter Natur ist, geht natürlich nichts ohne Gesichtsschutz, Handschuhe und einem gut belüfteten Raum. Im Freien ist natürlich noch besser. Der Reinigungseffekt wird unterstützt, wenn man die Suppe auf Temperatur hält, z.B. mit einem kleinen Tauchsieder. Am Ende wird der Tank gründlich gespült und kann fortan wieder kostbare Oktan-Brühe aufnehmen ohne diese zu kontaminieren.

Ist der Gammel nicht nur sporadisch, sondern heftiger, lässt sich mechanisch vorarbeiten. Dazu haben wir uns eine Peitschenbürste gebaut. Diese besteht aus nichts anderem, als einem Stück Bowdenzug-Außenhülle, an deren einem Ende wir etwa ein halbes Dutzend Kabelbinder propellförmig stramm angebracht haben.




Das andere Ende kommt in eine Bohrmaschine oder einen Akkuschgrauber




Das Ding wird dann durch eine Öffnung, z.B. den Tankstutzen oder anderen Zugang eingeführt und die Bohrmaschine auf kleinster Stufe (!!!) zum Rotieren gebracht. Die Kabelbinder peitschen nun schonend die Wände ab und lösen Plocken und Placken ohne Abrieb am gesunden Material ab




Um das lose Zeugs aus dem Tank zu bekommen, kann man diesen entweder schütteln wie die Goombay Dance Band ihre Rasseln – oder setzt z.B. einen Sauger ein




Widerborstige Reststücke lassen sich vorzüglich abangeln – mit einem weiteren Kabelbinder und Fußpilz-Creme.




Fett oder andere Schmiere geht auch – ist aber nicht so cool
Das dicke Ende des Kabelbinders wird dezent eingesifft und dann heißt es Petri heil




Geht wie bescheuert und hebt selbst schwerere Schollen aus dem Tank