Funken-Mariechen


Wir wollen dem ältlichen Kawa-Vierer ein amtliches Update in Sachen Gemisch-Anfachung verpassen. Und zwar in Form einer komplett neuen Zündungs-Einheit. Alles vom blanken Kurbelwellen-Stumpf bis hin zum Zündkerzenschacht wird ausgewechselt und auf modernsten Stand gebracht




Wird massiv unterschätzt, ist jedoch elementare Grundvoraussetzung für einen präzisen Zündzeitpunkt: das Trigger-Rad. Original gibt es ein Signal pro Kurbelwellen-Umdrehung für jedes Zylinderpaar. Wir werden dem neuen Steuergerät die 22-fache Signal-Anzahl an die Hand geben, so dass es stets genau weiß, in welcher Position die Kolben gerade verharren. Das macht sich insbesondere im unteren Drehzahlbereich, bei Standgas , als auch beim Beschleunigen und vor allem der Gasannahme deutlich bemerkbar



Abgegriffen wird das Signal durch einen modernen Hall-Sensor. Da es sich bei den Brocken um Universal-Teile handelt, werden wir die notwendige Grundplatte selber schnitzen und die Steuerzeiten per Messuhr definieren (müssen)



Gezündet werden soll voll-sequenziell. Heißt: nur der jeweils im Arbeitstakt befindliche Pott erleidet Funken-Gewitter. Anders als beim „Wasted-Spark“ Prinzip, gibt`s im Überschneidungs-Takt keinen auf die Glocke. Die Spulen werden also nur halb so stark beansprucht, haben längere Ruhephasen und müssen selbst bei langen Dwell-Zeiten nicht leiden. Wir setzen zudem integrierte Stecker-Spulen ein. Das reduziert nicht nur die Bauteil-Anzahl eklatant, sondern entschlackt auch den Kabelbaum. Klassische Zündkabel und -Stecker fallen flach



Für solche voll-sequenziellen Systeme muss das Steuergerät zwischen Überschneidung und Zünd-OT unterscheiden können. Nur mit einem KW-Sensor geht das jedoch nicht. Normalerweise kommen deshalb zusätzlich Nockenwellen-Sensoren zum Einsatz. Es gibt aber noch eine weitere, ausgefuchste Methode – und genau die streben wir an.

Und zu guter Letzt haben wir vor, das Zündfeld in die dritte Dimension zu erheben. Neben der Drehzahl wollen wir die Drosselklappen-Stellung mit einbeziehen. Krux: die verbauten Flachschieber besitzen keinen entsprechenden Sensor. Mal schauen, ob wir den im Eigenbau-Verfahren nachgerüstet bekommen. Das würde nicht nur relativ scharfe Werte bei gleichzeitiger Reduzierung der Klopf-Neigung ermöglichen, sondern auch einen geschmeidigeren Cruise-Bereich nebst einstellbarer Motorbremse ermöglichen.

Hinzu gesellen wird sich eine zweite Map, auf die sich per Schalter jederzeit umswitchen lässt – und natürlich auch wieder zurück. So können wir für verschiedene Kraftstoff-Qualitäten jeweils ideale Werte vorgeben. Also einmal „Standard“ und einmal „Krawall“. Letztere erfordert hochlegierte Flüssigkeiten jenseits der Hundert-Oktan-Grenze.

Die Zündbox ist frei programmierbar, verfügt über je zwei Power-Outs und -Eingänge. Wir wollen alle nutzen, teilweise einfach für nette Gimmicks. Ein konfigurierbarer Drehzahlmesser-Ausgang ist ebenfalls an Bord, genauso wie ein justierbarer Begrenzer sowie Test-Möglichkeiten für alle angeschlossenen Komponenten. So muss man, z.B. um eine Kerze zu testen, nicht den Anlasser bemühen, sondern es reicht der Klick auf einen Button in der Software. Die Installation der Kiste wird durch einen mitgelieferten Blanko-Kablebaum extrem erleichtert.



Wir werden in der hiermit gestarteten Mini-Serie sämtliche Schritte ausführlich dokumentieren. Das Prozedere ist universeller Natur, so dass es sich auf so ziemlich jedes andere Krad übertragen lässt