Piff, Paff, POV


Pop-Off (POV) oder auch Blow-Off-Ventile (BOW) (wir bleiben im Verlauf der Nummer bei „POV“) und Wastegates werden gerne miteinander verwechselt. Sie gleichen sich von außen betrachtet verdächtig in Sachen Anatomie und Anschlüssen, haben aber komplett andere Aufgaben. Während das Wastegate auf der heißen Auspuffseite werkelt und dort mittels eines Bypass-Ventils die Antriebsenergie des Laders (und damit den Ladedruck) regelt, residiert das POV auf der kalten Seite, also im Frischgas-Trakt.

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Wie beim Wastegate, unterscheidet man auch beim POV zwischen interner und externer Anordnung. Das POV kann also entweder im Lader integriert sein (wie im Bild zu sehen), oder als autarke Baugruppe irgendwo zwischen Gebläse und Schieber/Drosselklappen hocken. Interne POVs sind platzsparend und benötigen keinen zusätzlichen Installations-Aufwand. Bei externen kann man dafür Dimension, Qualität und Position frei wählen und bekommt die Möglichkeit des Einstellens mit dazu



Das hier ist das ausgebaute POV unserer 14er aus dem vorigen Bild. Es besteht aus einem Deckel sowie einer federbelasteten Membran



Am Deckel befindet sich ein kleiner Einlass, welcher mit den Synchron-Anschlüssen der Gemisch-Fabrik verbunden wird



Die Wirkungsweise von POVs ist grundsätzlich immer identisch: Baut der Lader Druck auf, liegt dieser sowohl von der Unter- als auch der Oberseite der Membrane (kann auch ein Kolben sein) an und egalisiert sich. Da die Membrane mit einer Feder belastet wird, bleibt sie dicht. Schließt man nun spontan das Gas, liegt von unten weiterhin Ladedruck an. An den geschlossenen Klappen entsteht hingegen Unterdruck. Dieser wirkt nun oberhalb der Membran (rote Pfeile) und arbeitet zusammen mit dem auf der Gegenseite noch immer anstehenden Ladedruck gegen die Federkraft an und überwindet diese schliesslich



Dadurch hebt sich die Membrane an und gibt kurzfristig ihre trennende Wirkung zwischen den zwei Kanälen auf



Durch den freigegebenen Pfad kann die verdichtete Luft in den Ansaugbereich entweichen und das System wird schlagartig drucklos. Hintergrund des Aderlasses ist, dass der Lader somit nicht vom Restdruck ausgebremst wird sondern auf Drehzahl bleiben kann und beim erneuten Hahn-Ziepen sofort Gewehr bei Fuß steht. Je höher der Ladedruck, desto ausgeprägter der Effekt. Fährt man hingegen sehr geringen, kann man auf ein POV durchaus verzichten



Wir fahren reichlich Dampf und wollen unser System vom vorhandenen internen POV auf ein externes umrüsten. Dazu müssen wir das interne stilllegen, was wir mittels einer stiftigen Aluplatte in Angriff nehmen



Dieser ringen wir die Außenkontur des Deckels ab. Erst grob mit der Säge…



… dann fein mit der Feile…



… und schließlich mit Sandpapier und Polier-Zinnober



Lose Anprobe. Die Bohrungen passen perfekt…



… so dass wir senken können



Vor der Endmontage greifen wir in die Schublade mit den Dichtmaterialien und angeln einen geeigneten Bogen aus verstärktem und beschichteten Material heraus



Dieses erleichtern wir um einen Ausschnitt in Form und Größe unseres Deckels



Die Kanäle schnippeln wir frei



Alles an Ort und Stelle



Um das neue POV an der auserkorenen Position verbauen zu können, brauchen wir einen Adapter. Basis ist dieser Klotz aus 30er Vierkant



Etwas später sieht der so aus. Zwei Seiten sind rund abgedreht und Bohrungen auf Stoß eingebracht



So entsteht ein L-Kanal



Hinzu kommen zwei 25mm Stutzen, die wir am Ende mit M20-Feingewinde ausgestattet haben. Die Kanalöffnungen des Blocks haben eine passende Behandlung erfahren



Die Stutzen werden mit Epoxy endfest eingeschraubt, das Gebilde danach geschliffen und grob vorpoliert



Den runden Sockel an der Rückseite behalten wir bei. Im zweiten Teil zeigt sich warum



Nein, wir sind nicht zu doof, rechtwinklig zu bohren (und wenn doch, würden wir es niemals zugeben!). Tatsächlich brauchen wir eine etwas spitzere Spreizung



So ungefähr kommt die Sache an den Hobel



Natürlich könnte man die Nummer auch mit Kaufteilen erledigen, die es in vielen verschiedenen Winkeln gibt. Aber wo bleibt da der Spaß?!



Im zweiten Teil verbraten wir einen weiteren Haufen verfügbarer Lebenszeit mit der Anfertigung weiterer Teile und bringen die Sache dann ans Krad.