H.U.V. Virus


Anders als bei seinem Namenvetter mit dem „i“ in der Mitte, reicht für eine ordentliche Dosis HUV ungeschützter, vorzugsweise gleichgeschlechtlicher Analverkehr alleine nicht aus. Hier muss man sich zusätzlich noch die Finger schmutzig machen. Auch das noch! HUV steht für Heck-Unter-Verkleidung. Also den Deckel, der die Höckerunterseite verschließt. Und auch wenn das Teil eigentlich nichts weiter als ein Schutz gegen umherfliegenden Dreck und Geröll ist und es nie von der Sonne geküsst wird, sollte man es nicht weg oder außer Acht lassen. Man kann ihm sogar zu ungeahnter Funktionalität verhelfen. In diesem Workshop ziehen wir das anhand unserer GSX 1.4 exemplarisch durch.

Handlungsbedarf kann auf vielerlei Arten entstehen. Manchmal ist beim Höcker einfach keine HUV dabei – oder sie ist in Sachen Passgenauigkeit und/oder Optik geradezu unterirdischer Natur. So wie in unserem Fall. Man muss der Fairness halber jedoch sagen, dass es sich bei dem Höcker um einen €79,- Schemel für die Renne handelt und in diesem Segment keine entsprechende Anforderungen bestehen und Plaste eher Verschleißartikel sind



Mit der Zeit hat das Ding bei uns eine Menge mitgemacht und ist immer wieder umgetüdelt worden. Hier z.B. mit einer Ausbuchtung für das Kennzeichen…



… später dann wieder geglättet. Die ständigen Mutationen und das damit verbundene Anschleifen durch Lackierer waren der Passgenauigkeit natürlich wenig zuträglich



Im Zuge der großen Body-Work-Renovierung im Sommer 2019 war die HUV das einzige Teil, dem keine Zuwendung zu Teil kam. Mit voller Absicht und Vorsatz, denn die eher ungeplante Groß-Aktion sollte so schnell wie möglich erledigt werden, um die Kiste nicht länger als notwendig aus dem Verkehr zu ziehen. Und die HUV war in dem Zuge vernachlässigbar. Mit Ende der Saison holen wir das jetzt nach und nehmen wir uns des Schlegels an



Als erstes benötigt man eine Grundform. Je nachdem, wie komplex das Teil werden soll, reicht eine einfache Pappe oder man modelliert sich was dreidimensionales aus Styropor. Wir haben eine Mischform gewählt und den Leichnam der vorhandenen HUV mit Styropor aufgepolstert und dann in die gewünschte Form gehobelt. Frischhaltefolie dient uns als Trennmittel. Ein paar Schichten Glasfasermatte bilden das Fundament





Nach dem Trocknen wird der Überstand abgesäbelt…



… und in mühevoller Kleinarbeit die Kontur penibel herausgearbeitet, bis die Spaltmaße passen



Unsere HUV wird nicht nur einfach eine Abdeckung, sondern verschafft dem Höcker einen Mehrwert. Dazu haben wir das frisch gestaltete Teil an der rahmennahen Seite schräg abgeschnitten und auf ein passendes Holzkorsett gespannt. Die Schräge ist für die Sonderaufgabe unausweichlich



Die Schnittwunde wird gegen die Holzauflage gelehnt verschlossen. Erneut dient Frischhaltefolie als Trennmittel



Bart-Man begins



Die neu entstandene Schräge nach dem Trocken



Verschliffen und probemontiert. Zum Höcker hin ist die HUV mit Scharnieren befestigt. Vier Rändelschrauben verschließen die Kofferraumklappe im Betrieb. Ohne die schräge Rückseite ließe sich die Klappe nicht öffnen



Ganz ohne Spachteln geht’s nicht. Wir kommen aber mit sehr wenig Auftrag aus. Hier zahlt sich die Vorarbeit aus



Es folgt die unausweichliche Schleiforgie mit den dazugehörigen Folgen für Mensch und Inneneinrichtung



Zwischenzeitliches Grundieren hilft bei der Fortschrittskontrolle



Fertig eingefärbt. Im Vordergrund unser neues Eigenbauteil mit leicht bauchiger Ausformung für etwas mehr Volumen und besseren optischen Übergang zum Rahmen. Im Hintergrund die Leiche des ursprünglichen Teils. Das verbuddeln wir nun mal in einem rituellen Akt im Garten eines Nachbarn. Eine Pilgerstätte wird das aber wohl eher nicht



Höcker und HUV vereint am Krad. Letztere schließt wunderbar ab, schafft zusätzlichen Raum und ist wesentlich stabiler als die vorige Version, die zudem auch noch aus mehreren verklebten Teilen bestand



Große Klappe. Dank unserer Minimal-Elektrik befinden sich keinerlei Komponenten im Höcker. Eine rückwärtige Schottwand macht den Hohlraum zum Séparée und als Transport-Raum nutzbar. Zwei drei Kisten Bier oder kleinere Klaviere lassen sich so problemlos mitnehmen [/dramatisiert]



Und weil wir gerade dabei sind, bauen wir auch gleich noch einen neuen Kennzeichenhalter der das werkzeuglose Öffnen/Schließen des Abteils vereinfacht



Inzwischen ein echter Klassiker in Verkehrskontrollen – und gerade bei Mopeten mit magnetischer Wirkung auf Kellen nicht ganz unwichtig: Kennzeichen-Winkel-Check. Wird bei Verstößen richtig teuer. Wir bleiben sogar noch drei Grad unter dem erlaubten Maximalwert, passt also auch in dieser Hinsicht



Für einen HUV-Akt in dem Umfang muss man etwa zwei bis drei Arbeitstage einkalkulieren (incl. Trocknungsphasen). Einfache Konstruktionen sind jedoch locker an einem Nachmittag zu erledigen. Eine HUV kann viel mehr sein, als eine reine Abdeckung und auch in stilistischer Hinsicht einiges an Einfluss nehmen. Nutzt den Winter, macht was draus!