Die dritten Zähne

Um die Möglichkeiten unserer programmierbaren (Programmieren klingt immer so nerdig und schweinewichtig, eigentlich trifft es Einstellen IMHO deutlich besser, denn klassisch programmiert wird hier nüscht) ECU ausnutzen zu können und das Maximum aus dem Arrangement zu holen, stellen wir unseren Motor auf vollsequenzielle Einspritzung um. Derzeit jauchen die Düsen paarweise gleichzeitig ein (also semi-sequenziell), ähnlich wie Doppel-Zündspulen es tun. Versorgt werden also immer die jeweils im OT befindlichen Zylinder, von denen einer beim Reihenvierer im Überschneidungs- und einer im Zündungstakt werkelt. Durch die Umstellung auf Vollsequenziell wird in Zukunft immer nur eine Düse ausgelöst, nämlich jene des gerade arbeitenden Kolbens. Der im Überschneidungstakt befindliche wird nicht beschickt. Das hat vor allem im unteren Drehzahlband Vorteile und ermöglicht außerdem Spielereien mit der Position des Einspritzzeitpunktes. Auch das funktioniert ganz ähnlich wie bei der Zündung, indem man den Zeitpunkt gemessen am OT variiert. Für die Umstellung sind keinerlei Hardware-Eingriffe nötig, das geht einfach durch Umprogrammieren (Umstellen) der Box.

Gleichzeitig wollen wir die Gasannahme weiter auf Trab bringen. Dazu schmeißen wir das originale Trigger-Rad raus und bauen ein ~dreimal feiner aufgelöstes ein, also eines mit ~dreifacher Zähnezahl. So weiß die ECU deutlich genauer, in welcher Position sich der Motor gerade befindet und kann entsprechend präziser steuern. Je mehr Signale der Rechner pro Umdrehung bekommt, desto präziser läuft die Sache.

So schaut`s nach der Demontage des Motordeckels aus: originales Triggerrad auf der Kurbelwelle



Den Motor richten wir nun auf die Position OT Zyl.1 aus. Bei den folgenden Arbeiten darf die Position nicht geändert werden, denn wir müssen unser neues Triggerrad gemäß dieser Stellung montieren



Da es keine fertigen Räder für den Motor gibt, müssen wir uns eines selber bauen. Dazu drehen wir uns erst einmal einen Adapter, dessen Unterseite dem Vorbild folgt. Die Kerbe dient zur Arretierung auf der Kurbewelle



Deren Stumpf hat einen passenden Nippel, welcher in die Kerbe fasst



Die Vorderseite des Trägers folgt anatomisch ebenfalls dem Original und wird später mit der Serien-Schraube angezogen, genau wie das OEM-Teil. Am Motor selber müssen wir nichts ändern





Die Zähne liefert ein passender Rohling aus Stahl (kann man selber bauen oder für etwa einen Zehner in verschiedenen Durchmessern kaufen), den wir innen soweit aufgebohrt haben, dass er spielfrei auf unseren Träger flutscht. Der Rundlauf muss geradezu pervers präzise sein



Links das Serienteil, daneben unser heranwachsendes neues Bauteil. Man kann die mannigfaltige Informationsflut quasi sehen. Zähne machen schlau



Das Triggerrad muss natürlich auch in der Höhenlage stimmen, damit es exakt am Pick-Up des Kurbelwellensensors vorbei rauscht



Zwischen Triggerrad und Pick-Up ist nur sehr wenig Platz, das Ding muss also wie schon gesagt 100%ig rundlaufen und darf nicht eiern, sonst gibt`s entweder Späne oder kein Signal – oder beides. Nachdem das neue Rad entsprechend der Motorstellung ausgerichtet ist, werden Befestigungslöcher gebohrt und das Rad mit dem Träger verschraubt





Im Rad sind Langlöcher eingebracht, um eine spätere Feinjustierung beim Anblitzen mit der Zündpistole zu ermöglichen



Das neue Informationszeitalter ist hiermit angebrochen. Der Motor werkelt ab sofort vollsequenziell und mit verbesserter Gasannahme. Und das alles für Materialkosten von unter einem Zehner sowie ein paar Stunden eloquenter Bastelei.












Disclaimer/Warnhinweis:
Dieser Bericht dient lediglich der Veranschaulichung der von uns durchgeführten Arbeiten. Er ist auf keinen Fall Aufforderung oder Ermunterung zum Nachmachen und will auch nicht so verstanden werden. Wir raten ausrücklich davon ab, die durchgeführten Arbeiten, egal ob komplett oder auszugsweise nachzumachen, da daraus sowohl für Material als auch Leib und Leben (auch das Dritter) explizite Gefahren erwachsen. Darüber hinaus führen derartige Arbeiten u.U. zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und/oder Garantie- oder Gewährleistungsansprüchen. Also bitte auf keinen Fall nachmachen! Wer dies dennoch tut, handelt entgegen unserer ausdrücklichen Warnung als auch Intention und ausschließlich sowie umfassend auf eigene Gefahr und ist für alle hieraus erwachsenden Konsequenzen und Schäden eigenverantwortlich.




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