Arbeitsspeicher



Wenn man (Unter)Druck-gesteuerte Komponenten am Hobel hat (z.B. Sensoren und/oder Benzinhähne), sieht man sich mit einem diesbezüglich hinderlichen Funktionsprinzip des Viertakters konfrontiert. Denn der ventilgesteuerte Hubkolber atmet nur alle zwei Umdrehungen für nicht einmal eine halbe Rotation ein – und nur dann entsteht Unterdruck. Heißt: dreiviertel der Zeit liegt das gewünschte Ereignis nicht an. Das lässt sich jedoch korrigieren.


Denn bei Hobeln mit mehr als einem Zylinder entstehen (bedingt durch den Takt-Versatz) abwechselnde Impulse. Hat man gar einen Vier-Kolber im Rahmen, so ist praktisch permanent einer gerade dabei anzusaugen. Das muss man jetzt nur noch nutzbar machen
[die Zylinder-Nummerierung im Bild ist willkürlich]



Schaltet man die vier Kanäle zusammen und lässt somit die Ansaugphasen überlappen(unten), entsteht gegenüber einem einzelnen Zylinder-Impuls (oben) ein schöner, permanenter und stabiler Unterdruck



Hinzu gesellt sich der Umstand, dass mit zunehmender Drehzahl und somit immer weiter geöffneten Klappen/Schiebern der Betrag des Unterdrucks abnimmt und bei vollem Gas-Anschlag nahezu Null wird. Zum fluktuierenden Problem gesellt sich also auch noch die abnehmende Tendenz, was das Resultat zusätzlich dramatisiert.
Sind die Klappen/Schieber weitestgehend geschlossen, saugt der Motor gegen ihren Widerstand an und erzeugt so den hohen Unterdruck. Öffnen sich die Schleusen, fällt der Widerstand weg, die Gase strömen hemmungslos hinein und der Unterdruck sinkt auf nahezu Null. Das führt bei Membran-Benzinhähnen gerne zum gefürchteten Durchlass-Schwund und Förderversagen. Folge: Dem Motor geht ausgerechnet dann der Saft aus, wenn er am meisten davon braucht und er kommt in den höheren Gängen obenrum nicht mehr aus dem Schuh



Wer schon einmal Vergaser oder Drosselklappen synchronisiert hat, ist der Sache bereits gewahr geworden. Beim Gas-Aufreißen bricht der Unterdruck stark ein und bei unterdämpften Uhren zappeln die Zeiger epileptisch hin und her. Letzteres ist Resultat des eingangs beschriebenen Phänomens. Wenn man dieselbe Uhr hingegen mit einem Verteiler parallel an alle vier Zylinder andockt, kann man einen deutlichen Rückgang des Gezappels feststellen, weil sich die Unterdruck-Phasen der Zylinder überlappen und gegenseitig ergänzen. Genau von diesem Effekt profitieren auch Membran-Hähne



Etwas komplizierter wird es dann, wenn mehr als ein Abnehmer für das gesammelte Genuckel auf der Liste steht. So z.B. im Fall unserer Turbo-Z: Benzindruck-Regler, Ladedruck-Anzeige, IAP-Sensor und Pop-Off-Ventil melden Ansprüche an. Nun könnte man den zentralen Abgang eines Impuls-Sammlers einfach mittels einiger T- oder Y-Stücke aufsplitten und so die ganze Scharr versorgen. Blöderweise behindern sich die Gerätschaften dann jedoch gegenseitig. Jeder Aspirant sollte deshalb immer seine eigene zentrale Zapfstelle erhalten. Wir müssten also insgesamt 8 Schläuche in einer pneumatischen Melkanlage unterbringen, um die Sache optimal zu lösen. Tatsächlich gibt es entsprechende Teile fix und fertig zu kaufen. Sie werden als „Druckspeicher“ oder auch „Unterdruckspeicher“ in verschiedenen Formen und Ausführungen feil geboten. Kaufen wollen wir aber nicht, heizen stattdessen lieber die Werkstatt vor und machen uns die Hände schmutzig


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In der Grabbelkiste haben wir diesen Alu-Plocken gefunden. Ein unbenutztes Überbleibsel einer Halterung



Wir bohren den Heini auf der langen Seite an zwei Stellen auf voller Breite durch



Wichtig bei der Konstruktion: sämtliche Kanäle müssen am Ende miteinander verbunden sein. Wir haben dazu einen zentralen Schacht in den Block getrieben, den alle anderen Zweige kreuzen werden. Sein Volumen schafft zudem die puffernde Speicherfunktion, die den Teilen ihren Namen gibt



Drei Bohrungen, fünf Ausgänge. Zwei Fliegen mit sieben Klappen. Ja, da kommt man ins Grübeln



Wir bohren zwei weitere Öffnungen von oben. Solange die Löcher in den Hauptkanal münden, ist es egal wo sie sitzen. In die Bohrungen werden anschließend Gewinde geschnitten. In unserem Fall oben M5…



… und an den Flanken zölliges Rohrgewinde. Warum? Weil es passt



Da wir uns zwischenzeitlich entschlossen haben, dem Benzindruckregler ausnahmslos positive Drücke zu zeigen, kommen wir mit sieben Anschlüssen aus. Der Druckspeicher-Korpus ist somit konstruktiv fertiggestellt. Die Striche zeigen das gebohrte Kanal-Schema. Keine Raketenwissenschaft



Für den finalen Dichtigkeitstest verbinden wir die eingeschraubten Fittinge (bis auf einen) miteinander. An den freien legen wir fünf Bar Druckluft an, sprühen den Kraken mit Lecksuch-Spray ein und schauen, was passiert. Kein Geblubber, also alles dicht und kann ans Krad



Die vier Synchron-Anschlüsse an den Klappen werden jetzt mit den vier seitlichen Eingängen unseres Druckspeichers verbunden. Die verbleibenden Ausgänge werden auf dieselbe Weise mit den Abnehmern gekoppelt. So kommt jeder einzelne über seinen ganz persönlichen Zugang in den Genuss aller vier Unterdruck-Impulse der versammelten Zylinder



Von dem Kraken ist im Betrieb nicht viel zu sehen. Wir haben ihn unterhalb des Plenums verbaut, wo er verborgen werkeln kann. Das Phantom des Plenums, demnächst als Musical in Hannover



Wirklich lange ist er dort jedoch nicht verblieben. Denn bereits kurze Zeit später haben wir weitere Änderungen am Setup des Motors vorgenommen, was dazu führte, dass nur noch das Pop-Off-Ventil als Unterdruck-Kunde übrig blieb und der opulente Krake somit überflüssig und durch einen kleineren Kollegen ersetzt wurde. Besagte zwei Outsourcing-Komponenten werden nun direkt vom Ladedruckrohr gefüttert, welches wir mit dieser flachen und dualen Zapfanlage bestückt haben, welche ebenfalls dem Prinzip des zentralen Kanals mit separaten Abgängen für jedes angeschlossene Bauteil folgt



Anatomisch sind der Nummer keine Grenzen gesetzt. Dieses Exemplar besteht aus einem mit Fittingen besetzten Rohrstück mit entsprechend üppiger Hauptkammer und viel Puffervolumen



Karge Variante, um von einem Geber auf zwei Nehmer zu kommen. Ebenfalls mit zentralem Speicher-Volumen



In manchen Gemisch-Fabriken sind solche Teile serienmäßig verbaut und können diesen als Teile-Spende entrissen werden



OEM-Lösung an einer Triumph. Auch hier werden alle drei Zylindersignale zusammengeführt um ein möglichst gleichförmiges Ergebnis zu erhalten



Wer einfach nur seinem Membran-Benzinhahn etwas Gutes tun will, kommt mit so einem Fertig-Teil aus dem Pneumatik-Zubehör für ein paar Euro wunderbar klar. Einfach einen Schlauch zum Hahn legen, die anderen mit den Synchro-Anschlüssen der Zylinder verbinden und schon liegt ein wesentlich stabilerer Unterdruck an, was dem Spritfluss durchaus zuträglich ist und Probleme verhindern kann. Sind Tankentlüftung und Schlauchverlegung einwandfrei, darf bei Stör-Fällen das Augenlicht ruhig mal auf die Unterdruckversorgung fallen und alle Zylinder zur Arbeit gebeten werden. Serienmäßig hängen die Hähne aus Kostengründen meist nur an einem einzigen Kanal. Die Sache ist also nicht nur für einspritzende Turbos relevant, sondern kann auch dem vergasenden und gepimpten Alt-Tier Beine machen. Insbesondere, da sich Aufwand und Kosten in einem extrem überschaubaren Bereich tummeln



Wir setzen ausschließlich auf Pneumatik Schnell-Fittinge nebst entsprechenden Leitungen. Diese Systeme sind extrem flexibel einsetzbar, frei von Eigen-Gewabber, Werkzeug-abstinent zu demontieren sowie extrem langlebig und zuverlässig. Dank der Vielfalt an Fittingen lassen sich auch knackige Winkel und wilde Bahnen knickfrei umsetzen. Die Leitungen verspröden nicht und werden weder porös noch rissig