Flachmann
Letzter Teil unseres Null-Euro-Instruments. Wir illuminieren die Anzeigen, verkabeln den Vogel und verpassen der Tankanzeige ein Schauglas und stellen fest, dass der Tacho noch viel zu klobig ist. Merde!
Typisch für OEM-Instrumente: Hintergrundbeleuchtung mittels antiker Fadenbirne. Finden wir doof
Deshalb haben wir aus einer umgemuddelten Gummi-Tülle, einer LED sowie etwas Dichtmasse kompatiblen Ersatz gezimmert
Oben: 7-Watt Fadenbirne, darunter 0,7-Watt LED. Kosten des Leuchtmittel-Upgrades: etwa 30 Cent
Unser Ersatzmittel passt perfekt in die die Aufnahme und wird einfach direkt an die Stromversorgung des Tachos angeschlossen
Wunnebaaa! Die Skala ist komplett und gleichmäßig ausgeleuchtet und auch das LCD-Feld erstrahlt in hellem Glanze. Man braucht für diesen Einsatzzweck spezielle LEDs, mit „normalen“ funktioniert das so nicht
Mit der Tankuhr verfahren wir gleichsam…
… und setzen diese danach final ins Gehäuse ein
Fehlt nur noch das Schauglas. Das hier soll es werden
Das Alu ist grob auf Maß gedreht und ein Stück Plexiglas aus einer Platte gesäbelt
Das eben noch eckige sitzt nun im polierten Runden
Das Ganze kommt jetzt seinerseits auf das Uhrengehäuse. Die Grundplatte ist zwischendurch unweiß getönt worden
Noch sehr grob: die zukünftige Halteplatte. Sie wird noch passend abgewinkelt, auf die Kontur der Verbindungs-Säule zurück geschnitten und dann ebenfalls gestrahlt und enthellt
Tusch! Reines Zeigerwerk im klassischen Outfit mit modernem elektronischem Inhalt. Kontrollleuchten inklusive. Schön in Alu verpackt und mit Lenkertastern zu bedienen
Zwar geht der Durchmesser der Uhren absolut in Ordnung, jedoch ist der Tacho höhentechnisch ein ganz schöner Klotz. Nützt nix, da muss noch einmal Hand angelegt werden. Also alles wieder zurück auf die Werkbank und komplett auseinander
Um weiteren Raum zu gewinnen, zerlegen wir den Tacho-Kern noch mehr als bisher und berauben ihn seines schützenden Gehäuses
Ab diesem Punkt kommt es für uns auf jeden Zehntel-Millimeter an. Für klassische Verbinder ist deshalb kein Platz mehr, weswegen wir die Kabelenden zu Ösen verlöten. Absoluter Fummelkram bei 0,16²mm-Litzen
Um Kurzschlüsse zu vermeiden, brauchen wir eine nichtleitende Bodenplatte, auf welche die nackte Tacho-Platine geschraubt und mit Kabeln bestück werden kann. Wir haben nochmals auf die Plexiglas-Platte zurück gegriffen. Mit Hintergedanken. Die Kabel sollen zwischen Platine und Platte verlaufen, was die Sache zusätzlich erschwert
Durch die Änderungen werden neue Verschraubungen notwendig. Und auch hier ist Schmalhans Küchenmeister, weswegen wir die Köpfe der neuen Bolzen soweit es nur geht abdrehen. Rechts vorher, links nachher
Und so schaut’s nun aus: Die Tacho-Platine ist gegen die Plexiglas-Scheibe geschraubt. Die M3-Schräubchen sind gleichzeitig Kabel-Ports. Die Litzen verlaufen zwischen Bodenplatte und Platine. Die beiden M5-Bolzen ziehen alles gegeneinander und verankern die Sache später an der Trägerplatte. Die wiederum muss im Bereich der Port-Schrauben ausgespart werden, damit diese keine Kurzschlüsse erzeugen
Da wir die seitlichen Löcher, in denen wir bisher die Blinker-LEDs untergebracht haben, jetzt für die Befestigung-Bolzen brauchen, mussten die LEDs in die Tacho-Scheibe umziehen. Durch den Wegfall des Gehäuses ist auch die eingangs gebaute Beleuchtung Flöten gegangen, so dass wir auch diese neu bauen mussten
Dass wir Plexiglas als Isolator gewählt haben, hat einen neckischen Nebeneffekt. Die Innenbeleuchtung illuminiert die Scheibe nämlich mit, so dass deren Kante einen dezenten Leuchtring erzeugt
Letzter Probelauf nach dem Zusammenbau. Alles funktionopelt und mit unserem Trigger-Simulator machen wir einen letzten statischen Test bis zum vollen Ausschlag der Nadel
Kann man sich gerne eine Scheibe von abschneiden. Das zwar war ein enormer Sachstand und im Prinzip haben wir (mal wieder) ein gerade fertiggestelltes Teil noch einmal vollstädnig auf Links gekrempelt. Allerdings konnten wir so locker ein Drittel an Höhe einsparen, wodurch das Instrument nicht mehr so dick aufträgt
Letzter Akt: die Trägerplatte ist ebenfalls fertig. Und als Bindemittel haben wir uns für eine fette polierte Eigenbau-Zentralmutter mit 22mm Schlüsselweite entschieden. Das Monstrum hat einen Ansatz bekommen, der in der vorderen Hemisphäre bündig mit der Trägerplatte sowie dem Tacho-Sockel abschließt. Dank der Einpunkt-Befestigung lässt sich das Instrument zudem frei ausrichten
Fertig montiert und verkabelt. Apropos Kabel: Die sind nicht nur deutlich weniger, sondern auch praktisch unsichtbar geworden. Der Vorgänger trug seinen Baum wie ein Pony an der Stirnseite, was zu einem sehr unhübschen Litzen-Gestrüpp führte. Das ist jetzt genauso Vergangenheit, wie das lieblose Plaste-Gehäuse sowie die sich langsam auflösenden Funktionen. Und alles, ohne Kohle in die Hand genommen zu haben
Natürlich ist „Null-Euro“ streng genommen eine Milchmann-Rechnung, aber für den Kaufpreis des verbauten Materials bekommt man definitiv nicht mal einen Döner. Tacho und Tankuhr sind Überbleibsel eines Umbaus und bringen mangels Nachfrage auf dem Gebrauchtmarkt nichts ein. Das verbaute Alu stammt aus der Schrottbox. Kabel, LEDs und Widerstände kosten zusammen keine drei Euronen. Arbeitszeit darf und kann man nicht mit einrechnen, denn der Bau als solcher ist tatsächlich eher etwas für die Haben-, denn die Soll-Seite. Wer das nichts versteht, ist hier definitiv falsch! Insgesamt hat die Sache etwa 20 Stunden höchst erfreulicher Lebenszeit aufgewertet – wobei etwa die Hälfte alleine auf diese Etappe entfällt und dem Doppelgemoppel geschuldet ist. Das lässt sich beim Ins-Blaue-Bauen nicht verhindern und ist Teil des konstruktiven und kreativen Schaffens.
Im Zubehör ruft man für vergleichbare Gerätschaften fix mal 200 Kracher oder mehr auf – und dann hast Du immer noch lediglich knarzende Stangenware im Plastikmantel. Das hier ist hingegen ein Einzelstück mit exakt dem Informationsgehalt und Outfit, das wir wollen und dazu auch noch E-zugelassen und eintragungsfähig. Ehrensache, dass auch der elektronische Geber am Rad sowie die Bedienarmaturen Eigenbauten sind.