Geberlaune


Wir rücken in diesem Kapitel einem prominenten Quälgeist auf den Pansen: dem Tacho-Signalgeber. Wenn man einen gewissen Grundanspruch hat und den Sensor nicht einfach mit Kabelbindern oder konfus gebogenem Blechstreifen am Gabel-Fuß anpfuschen will, hat es die Sache durchaus in sich.


Das Finden und Erschließen eines geeigneten Ansiedlungs-Raums, welcher möglichst unauffällig und technisch sinnvoll ausfallen soll, ist die größte Hürde bei der Nummer. Wir haben über die Jahre diverse Stunden vor dem Hobel gehockt und immer wieder gegrübelt, wo man den Vogel am besten unterbringen könnte und sind dabei am oberen Spacer-Ring der rechten Radial-Zange hängen geblieben



In der Restekiste fand sich ein Winkel-Stück mit passender Materialstärke. Es wird den Spacer ersetzen und dem Sensor als Behausung dienen



Grob herausgehauene Form. Anhalten, nacharbeiten, anhalten, nacharbeiten und wieder von vorne



10mm Alu-Welle, längs durchbohrt, mit seitlichem Ausgang und oben mit M10x1 Außen-Gewinde bestückt



Das Kopfstück erhält zusätzlich M8-Innengewinde



Wirklich zum Schrauben ist jedoch nur das äußere gedacht, das innere wird einen gänzlich anderen Zweck erfüllen



Das Röhrchen wird von innen in den Winkel geschraubt…



… so dass es im montierten Zustand unterhalb der Radialaufnahme in Richtung Bremsscheiben-Floater zielt und diesen erfreulich nahe kommt



Des Pudels Kern: ein Hall-Sensor im Mini-Format



Kabel-Anlöten ist eine wahre Freude bei solch einem Winzling



Kurzer Probelauf auf unserem Prüfstand. Man muss schon genau hinsehen, um den Sensor im Bild ausmachen zu können



Der Fühler wird von hinten eingeführt, ausgerichtet und mit etwas Karosseriekleber vibrationshemmend fixiert



Danach ziehen wir 5ml feinste 2K-Epoxy-Masse auf Spritze…



… und setzen dem Gebilde den goldenen Schuss. Jetzt kommt das Innengewinde zum Tragen. Es macht die Verbindung nach Aushärtung nämlich formschlüssig und verpasst dem Epoxy verzahnten Halt



Getrocknet und abgeschliffen. Das Sensorkabel verläuft unterhalb des Winkelstücks, ist also unsichtbar. Wenn schon, denn schon



Vorher/Nachher. Der alte Sensor (rot) ist ein typischer Vertreter, wie er vielen Instrumenten beiliegt. Wir haben ihn ursprünglich mit einem Träger versehen und so montiert, dass er vom Schutzblech abgedeckt wird. Das Kabel verläuft auf Grund der Anordnung zwischen Gabel und Rad hindurch nach hinten. Ungeil! Außerdem muss der Sensor (und damit zuvor der Fender) beim Radausbau demontiert werden, da sein Kabel mit dem Bremsschlauch verbunden ist. Im Hintergrund (weißer Pfeil) der aktuelle Nachfolger. Halter und Spacer in einem. Das Teil wird quasi automatisch zusammen mit dem Sattel abgenommen und montiert, die Kabelführung ist ultrakurz und bleibt Gefahrenbereichen fern. Der Sensor ist ein aktiver Geselle und kompatibel mit praktisch allen Tachos, Gang-Anzeigen und Schaltblitzen, muss also eigentlich nie wieder getauscht werden…



… es sei denn, man hat saftig einen an der Mütze und zündet stehenden Fußes eine weitere Stufe, noch bevor der frisch fertig gestellte Geber auch nur eine Geschwindigkeitsübertretung dokumentieren konnte. Die zweite Evolutionsstufe ist dem Vorläufer anatomisch sehr ähnlich, jedoch deutlich filigraner und poliert statt schwarz lackiert



Zudem haben wir einen gekauften (iiiiiihhhhhh!) Näherungs-Sensor verbaut, der auf Erhöhungen reagiert, egal aus welchem Material sie bestehen. Er braucht also keinen Magneten als Gegenstück. Ein Mini-Adapter verbindet Sensor und Halter, welche gegeneinander verdrehbar und somit ausrichtbar sind



An Ort und Stelle. Einen Tacho-Geber wird kaum jemand hinter dem glänzenden Luftikus vermuten. Der Sensor verfügt über eine LED, welche erfolgreich erzeugte Signale illuminierend vermeldet. So kann man den Vogel auch ohne angeschlossenen Tacho justieren und testen. Zuckt die LED beim Vorbei-Marsch des Triggers, erhält auch der Tacho Signale. Mit nichtradialen Zangen funktioniert die Sache ganz ähnlich und ist konstruktiv sogar einfacher umzusetzen